Sa, 15.11.2008TV | Ein Schloss in SchwedenLiebe, Lust und lauter SchneeDer Rest des Familienclans von General Falsen verbringt jeden Winter durch Schneestürme von der Außenwelt abgeschnitten in einem einsamen Schloss. Das Oberhaupt der Sippe ist Agathe (Jeanne Moreau), nebst Hugo mit Ehefrau Eléonore und Sébastien (Guillaume Depardieu). Sie zelebrieren eine gepflegte Langeweile. In geistreichen Dialogen versucht jeder den anderen mit ironischem Zynismus oder entwaffnender Offenheit zu übertreffen, was bisweilen an die Schmerzgrenze geht. Es sind merkwürdige Typen, die hier versammelt sind. Und schon bald ahnt man, dass sie eine sprichwörtliche “Leiche im Keller haben“. Man ahnt, dass hier Bigamie im Spiel ist, ebenso wie Inzest. Als sich der Historiker, Frédéric, ankündigt, um im Archiv zu forschen, kommt Bewegung in die dekadente Gesellschaft. Nach und nach kommen immer mehr Details ans Licht: nachts huscht eine Frau, die man offenbar weggesperrt hat durch die Gänge und als der Forscher wie bei Agatha Christie vor versammelter Mannschaft die Lösung ausbreitet, sehen sich die Falsens gezwungen, alles zu tun, damit Frédéric dies nicht öffentlich machen kann. Vor allem überzeugt und überrascht diese “Endlösung“, die sogar noch mit etwas Humor gewürzt ist. | |
Fr, 14.11.2008TV | Die stumme HerzoginBildung macht'sAls Kind missbraucht, wird Marianna stumm. Mit 13 wird sie an einen uralten Reichen verkuppelt, den sie zwar nicht liebt, ihn aber auch nicht abweist, weil sie Mitleid mit ihm hat. Die junge Frau bildet sich weiter, lernt die Gebärdensprache, die Gedanken der Aufklärung kennen, emanzipiert sich geistig und auch sexuell – lange vor der großen Französischen Revolution. Wenn auch etwas bedächtig inszeniert – man hat eben noch Zeit fürs Detail – und mit opulenten Kostümen ausgestattet, schildert der Film sehr differenziert und sensibel den Weg einer Frau, die sich aus der sozialen Enge ihrer Jugend, aus einer Zeit (Mitte 18. Jht.) als die Kirche noch das gesellschaftliche Leben bestimmte, befreite. Als allein das Wort ’Freiheit’ schon mit Ketzerei gleichgesetzt wurde und ganz allgemein die Idee vorherrschte, dass die Vernunft die Sklavin der Leidenschaft sei. Sie findet ihre Stimme wieder, erlangt eine neue Freiheit und ist in der Lage, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Als ihr das alles bewusst wird, lässt sie ihr Land (zurzeit gerade tief verschneit) und ihre Vergangenheit (mit all den Verletzungen ihrer Seele) hinter sich und fliegt davon... Ein zeitloses Thema, passend in harte Farben gehüllt; denn das gilt doch auch heute noch: nur mit Bildung, kann man sich aus dem Teufelskreis des Elends befreien. | |
Do, 13.11.2008TV | Die Freundin der FriseuseAlles wird schönerNa ja, ein ganz netter Film für einen Mädelsabend, wenn die Männer Fußball schauen. Man muss ja auch nicht immer gleich nach einem tieferen Sinn dahinter suchen – hier würde man ohnehin keinen finden. Die Story ist auch nicht gerade neu. Seit über dreißig Jahren gibt es immer wieder mal so einen Film über eine vom Ehemann misshandelte Frau, die ihn verlässt und dann auf einen Selbsterfahrungstrip geht. Klar, dass die meisten Männer dabei natürlich etwas schlicht geraten: entweder Brutalo oder Schmiri natürlich bis auf den glücklichen, der am Ende die Schöne kriegt. Einzig noch erwähnenswert ist die Parallele zwischen den Problemen der Leute in Monas Motel und der gesungenen Soap, die sie so liebt und ständig schaut. | |
Mi, 12.11.2008TV | Mathilde - Eine große LiebeMMM - Mathilde mit ManechDer Film vereint auf geniale Weise drei Genres: zunächst ist es ein Kriegsfilm, mit all der Grausamkeit die dazugehört, dann wie im Titel angekündigt natürlich ein Liebesfilm und schließlich und endlich ein Detektivfilm. Mathilde will nicht glauben, dass ihr geliebter Manech – ihre Sandkastenliebe - im Ersten Weltkrieg gefallen ist. Mit schier nie ermüden wollendem Eifer forscht sie, wie und ob er umgekommen ist. Sie befragt Kameraden aus dem Feld, deren Frauen und andere, die mit Manech zu tun hatten, stöbert in Archiven der Armee, ja beauftragt sogar einen Privatdetektiv. Eine Gehbehinderte (Kinderlähmung) sucht einen Toten? Dabei wird der Zuschauer ständig zwischen Gewissheit über den Tod des Geliebten und neuer Hoffnung, dass er überlebt hat, hin und her gerissen. Der Regisseur arbeitet mit Rückblenden, Traumsequenzen und immer wiederkehrenden Symbolen wie dem Leuchtturm (einem Wegweiser also), einem roten Wollhandschuh (der wohlige Wärme bietet) oder MMM. Bis in kleine Nebenrollen mit großen Namen besetzt(Jodie Foster z.B.) blitzt sogar hin und wieder etwas Komik auf. In unheimlich schöne Bilder gehüllt, die einen emotional durch einen aus dem Off eingesprochenen Kommentar eng an die Handlung binden, kommt es zu einem Ende, das glaubhaft, überraschend und wohltuend ist. | |
Mi, 12.11.2008Kino | Tom Jones OVVom Bastard zum EdelmannEine gelungene Literaturverfilmung, die teilweise über die Vorlage hinausgeht. Voller Tempo und jede Menge einfallsreicher Gags. Wer Kostüme mag, kommt hier voll auf seine Kosten und erlebt den jungen Albert Finney, der vor Lebendigkeit nur so sprüht, der durch ländliche Gehöfte rennt, dabei Federvieh aufwirbelt und andere Vertreter des ländlichen Ambiente aufmischt. Der auch mal nass gemacht wird, fast ausschließlich damit beschäftigt, dem anderen Geschlecht nachzusteigen. Er ist ein Findelkind – so der Originaltitel von Fielding (1749) – und nach einigen Irrungen und Wirrungen gelingt sogar der soziale Aufstieg inklusive Herzdame. Eine pralle Komödie, die uns nach mehr als 40 Jahren immer noch begeistern kann. Mit dem Drehbuch von John Osborne ist dem Altmeister Tony Richardson ein schwungvoller Klassiker gelungen, der damals die Kritiker überzeugte und heute auf DVD oder im Fernsehen zu bewundern ist. | |
So, 09.11.2008TV | Monsieur Batignole - Held wider WillenKleiner Mann, ganz großEin Held wider Willen ist Monsieur Batignole, Gérard – Kinder der Monsieur Mathieu – Jugnot – wirklich. Durch Zufall wird er zum Retter von drei jüdischen Kindern, die er aus dem von den Deutschen besetzten Paris bis an die Schweizer Grenze bringt. Es fällt dem Metzgermeister nicht schwer sich von seiner Familie zu trennen. Seine Frau ist eine habgierige, keifende Alte, mit der er sich heftige Wortgefechte liefert. Sein zukünftiger Schwiegersohn ist Nazi-Kollaborateur und verhinderter Bühnenautor – ein ausgesprochener Fiesling. Es ist spannend mit anzusehen, wie er alle gefährlichen Situationen meistert, mit Notlügen und Ausreden aus den vertracktesten Zwickmühlen des damaligen Lebens herauskommt. Für seine “Kinder“ stiehlt er, verhökert wertvolle Gemälde, ja selbst vor Mord im Notfall schreckt er nicht zurück. Ein sympathischer Antiheld und Menschenfreund, der am Ende wirklich zu so etwas wie einem Ersatzvater der drei wird. | |
So, 09.11.2008TV | Feindliche WaffenbrüderFeindliche WaffenbrüderDie “Feindlichen Waffenbrüder “reihen sich ein in die schier endlose Reihe von Antikriegsfilmen der besonderen Art. Der französische Originaltitel trifft den Sachverhalt ebenso gut: “Schützengraben der Hoffnung“. In der Endphase des ersten Weltkrieges, liegen sich in einem abgelegenen Frontabschnitt Deutsche und Franzosen auf Hörweite gegenüber. Von Anfang an werden die Gemeinsamkeiten der Kombattanten betont: sie sind kriegsmüde, haben dieselben Hoffnungen und Sehnsüchte und beide Seiten sind der Meinung, dass der Krieg idiotisch ist. Es werden Botschaften ausgetauscht, ein Waffenstillstand vereinbart, man spricht miteinander, entschärft gemeinsam eine Riesenbombe. Und der Gipfel der Verbrüderung ist ein gemeinsames Fußballspiel. Zwischen beiden Lagern liegt der einsame Hof, den eine Frau bewirtschaftet, deren Mann ebenfalls im Krieg ist. Sie wirkt als Katalysator zwischen den verfeindeten Parteien. Ihre zart angedeutete Lovestory hat aber kein Happyend. Obwohl die feindlichen Waffenbrüder gemeinsam lachen, feiern und ihre Toten bestatten, sieht man immer wieder, wie der mörderische Krieg weitergeht – Mann gegen Mann. Der Tod ist latent präsent. Bis zum bitteren Ende, das dann aber doch einen versöhnlichen Ausblick bietet: auf dem Sockel des Kriegerdenkmals im Frankreich von heute wird der Name eines deutschen und eines daneben gefundenen Franzosen eingemeißelt. Ein Beitrag zur Versöhnung zwischen beiden Ländern, die sich einstmals über Jahrzehnte hin als Erzfeinde gegenüberstanden. | |
Di, 04.11.2008TV | Wilbur - Das Leben ist eins der schwerstenWilbur und HarbourWilbur versucht sich ständig umzubringen, sein Bruder Harbour hat alle Hände voll zu tun, dies zu verhindern. Dies ist Stoff genug für eine skurrile Komödie. Als sich Harbour verliebt, nimmt die Handlung eine unerwartete Wendung. Und selbst die Hinwendung der von beiden Brüdern geliebten Frau zu Wilbur schadet der Story nicht eigentlich. Erst als festgestellt wird, dass Bruder Harbour tot krank ist und bald sterben wird, erkennt man die Ironie des Schicksals, die hinter dem Ganzen steckt. Sind die Selbstmordversuche etwa die Rechtfertigung für die Sinnlosigkeit der eigenen Existenz? Der suizidgefährdete Wilbur findet in der Schwägerin eine ihn liebende Frau mit Kind, sein lebensfroher, sympathischer Bruder muss sterben – er braucht Wilbur nicht mehr vom Selbstmord abhalten. Der Spagat zwischen Komödie und Melodram ist vortrefflich gelungen. Immer wenn der Verlauf des Films ins Melodramatische abzugleiten droht, kommt Abhilfe in Form einer komischen Situation oder einer pfiffigen Bemerkung, wie zum Beispiel der Name des behandelnden Therapeuten, der an eine Wurst erinnert oder die üblichen scharfen Krankenschwestern treten in Aktion. Hätte der Beleuchter noch ein paar Watt mehr eingeschaltet, könnte man von der tollen Depri-Komödie auch noch viel mehr erkennen | |
Mi, 29.10.2008TV | Der Krieg ist ausKein KinderspielGegen Ende des 2. Weltkrieges versuchen zwei französische Buben, ein deutscher! Schäferhund und ein desertierter Soldat der deutschen Armee sich durchzuschlagen. Sie sind stets auf der Hut vor der französischen Gendarmerie, den abziehenden deutschen Truppen und den einmarschierenden Amerikanern. Es gibt viele recht lustige Begebenheiten, doch der Tiefgang der Komödie bleibt unübersehbar: zu Beginn wird der Bürgermeister von den Deutschen erschossen, am Ende – und das ist der Hammer - der unschuldige Deserteur von den Amis, der sogar noch das Massaker, das er gar nicht zu verantworten hat, auf seine Kappe nehmen will. Mit sehr viel Feingefühl wird die subtile Annäherung der drei recht unterschiedlichen Charaktere dargestellt. Und so werden aus sich belauernden Feinden Freunde, die für einander einstehen. Immer wieder taucht in den Dialogen die Botschaft auf, dass der Krieg ein Verbrechen sei, ein sinnloses Töten, bei dem eigentlich keiner gewinnen kann und die Menschlichkeit auf der Strecke bleibt. Gute Unterhaltung der lockeren Art zwischen zwei ernsten, schockierenden Events, vor allem das zweite ist dramaturgisch gut in Szene gesetzt. | |
Di, 28.10.2008TV | Hilfe, bei mir wird renoviertAlles palettiWie im Titel angekündigt lässt die Anwältin für illegale Einwanderer ihre Wohnung von einer Gruppe ihrer Klienten renovieren. Auch der französische Originaltitel trifft den Nagel auf den Kopf “Umbauarbeiten, man weiss ja wie das anfängt…“ Eine recht kurzweilige Komödie, die sich aus der kulturellen Vielfalt der Gegensätze der Akteure speist. Und letztendlich profitieren alle davon auch wenn man es nicht gleich mitbekommt Das ist es wohl, was uns die Regisseurin Brigitte Rouan mitteilen will. Das anfangs gewöhnungsbedürftige hupfdolenmäßige Rumgehopse von Chantal, (Carole Bouquet), erscheint anfangs etwas albern, vor dem Kommissar nervt es immer noch ein wenig, doch am Ende verbunden mit Effekten wie aus “Bezaubernde Jeannie“, kann man getrost darüber schmunzeln. Ebenso wie über den Schlussgag, als man den ungeschlachten Russen erwartet, der Chantal liebt und - Überraschung: der Beau vom Dienst in der Tür steht. |
Mi, 14.02.2024 von amd2064
Schöner Film ! Regt zum nachdenken an ! Sind sicher einige in gleicher Lage
Fr, 02.02.2024 von rüdiger.baehrens
.... diese Aneinanderreihung von vielen Kurzfilmchen bis über Mitternacht hinaus.
So, 19.11.2023 von frge
Das muss man sich nicht antun. So viel überzogene Mimik von der Jury geht garnicht. Die Masken ...
So, 06.08.2023 von WoWie
Wer sich für die Lausitz von oben im wahrsten Sinne des Wortes interessiert, findet hier absolut ...
Di, 31.01.2023 von DanielAK
Die Geschichten sind toll erzählt, berührend, glaubhaft, spannend, emotional. Die Schauspieler ... mehr