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Kaminer Inside: Friedrichstadt-Palast

Do, 02.01.2025, 19:20 Uhr - 20:00 Uhr | 3SAT

Kaminer Inside: Friedrichstadt-Palast

Berlins "Broadway" liegt an der Friedrichstraße: Der legendäre Friedrichstadt-Palast, das größte Revuetheater Europas, feierte 2019 seine 100-jährige Bühnengeschichte.

Der Schriftsteller Wladimir Kaminer besuchte den Palast das erste Mal 1984 als junger Student. Jetzt ist er wieder hier, "Inside: Friedrichstadt-Palast", auf gründlicher Entdeckungstour. Sechs Monate lang schaut er sich hinter den Kulissen des Theaters um.

Am 29. November 1919 eröffnete der Theaterimpresario Max Reinhardt das "Große Schauspielhaus". Damit begann die wechselvolle Geschichte des 1947 in "Friedrichstadt-Palast" umbenannten Hauses als eines der meistbesuchten Theater der Republik. Und das durch alle zeitgeschichtlichen Phasen Deutschlands: durch die 1920er-Jahre im Swinging Berlin, als Theater des Volkes im Zweiten Weltkrieg, als Gute-Laune-Fabrik der DDR und nach dem Mauerfall durch die schwierige Postwende-Zeit bis heute.

Der Friedrichstadt-Palast ist ein Haus der Superlative: Er beherbergt die weltgrößte Theaterbühne, ausgestattet mit unzähligen technischen Finessen. Mehr als 100 Künstler spielen allabendlich die Show - vor fast 2000 Gästen.

"Wie ein Flug zum Mars", das ist Wladimir Kaminers erster Eindruck von der aktuellen Inszenierung "Vivid". Die Show ist ein gigantischer Farbenrausch: Modernste Technik sorgt beim Publikum für Wow-Effekte, spektakuläre Kostüme und Hutkreationen, atemberaubende Show-Acts faszinieren Abend für Abend das Publikum. 500 Vorstellungen sind geplant, die Produktion hat zwölf Millionen Euro gekostet und läuft über zwei Jahre. Im Anschluss feiert gleich die nächste Show Premiere.

Wladimir Kaminer begleitet die junge Musical-Darstellerin Jaqueline Reinhold, die sich eine Hauptrolle in "Vivid" erobert hat, bei ihren ersten Schritten auf der Bühne, bei den Proben und schließlich bei ihrer Bühnenpremiere. Mit dem Engagement ist für sie ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen: "Ich habe mein Leben lang dafür gearbeitet, ich habe immer Unterricht genommen, immer dafür gekämpft - und dann zahlt sich das am Ende auch aus."

Mit dem Intendanten Dr. Berndt Schmidt spricht Wladimir Kaminer über die bewegte Geschichte des Hauses - und darüber, wie er die Zukunft sieht: "Alles, was wir machen, wird bewusst oder unbewusst im Kontext dieser Geschichte gesehen. Und wir sind ja eigentlich 'the last man standing', der letzte Mohikaner aus den 1920er-Jahren", so Schmidt.

Wladimir Kaminer besucht die dienstälteste Mitarbeiterin des Friedrichstadt-Palasts zu Hause: Helga Molling war fast 55 Jahre lang am Friedrichstadt-Palast tätig, 20 davon als Tänzerin, bis 1980: "Das war eine wunderschöne Zeit, wir waren sozusagen das Aushängeschild der DDR und auf drei Jahre im Voraus ausverkauft. Das kann sich heute keiner mehr vorstellen, das war schon etwas ganz Besonderes."

Beim Tischtennismatch unterhält er sich mit Kreativdirektor Oliver Hoppmann über die Herausforderung, alle zwei Jahre eine neue Show auf die Bühne zu bringen - und sich dabei jedes Mal wieder selbst zu übertreffen. "Wir gehen von einer Art kreativen Anarchie in eine Ordnung und dann in eine Lebendigkeit. Denn am Ende soll der Zuschauer ja denken, es ist fast improvisiert, authentisch, real. Wir wollen ihn mitnehmen auf eine Reise in eine fremde Welt."

Nachts, nach Ende der Show, proben die Akrobaten von Navas Troupe in ihren achteinhalb Meter hohen, rotierenden Stahlrädern, auf denen sie Seilspringen und Salti darbieten. Wl

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