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Left Foot Right Foot

Di, 16.07.2024, 23:55 Uhr - 01:35 Uhr | SRF 1

Left Foot Right Foot4 Sterne bei 1 Bewertung
Drama, F, Schweiz 2013 | VT150Dolby
Left Foot Right Foot

Vor einem ratternden Kopierer sitzt gelangweilt Marie (Agathe Schlencker). Die trostlose Arbeit passt zum Leben der 19-Jährigen. Ihre Mutter lebt am sozialen Abgrund, Maries Jobaussichten sind mies, und ihr Freund Vincent (Nahuel Pérez Biscayart), mit dem sie am Lausanner Stadtrand lebt, geht lieber skaten, als sich mit ihr zu treffen.

Da taucht Vincents Bruder Mika (Dimitri Stapfer) auf. Nach einem Aussetzer im Heim, in dem der autistische junge Mann normalerweise wohnt, kommt er für eine Weile bei Vincent und Marie unter. Obwohl sich Marie gut mit Mika versteht, löst er in ihr Eifersucht aus, denn nur er bringt in Vincent dessen verantwortungsvolle Seite hervor. Statt Vincent von ihrer Sehnsucht nach dieser Seite zu erzählen, lässt sich Marie vom zwielichtigen Olivier (Stanislas Merhar) das schnelle Geld versprechen und schlittert in die Prostitution. Vincent merkt davon nichts, bis es schon fast zu spät ist.

«Left Foot Right Foot» ist das Langfilmdebüt von Germinal Roaux. Der auffallend fotografische Blick des Lausanners, seine Vorliebe für das schwarz-weisse Bild und sein Fokus auf die Phase der Adoleszenz finden sich bereits in seiner fotografischen Arbeit sowie in seinem Kurzfilm «Icebergs» (CH 2007). Roaux' Bilder stehen aber trotz Hang zur Ästhetisierung immer im Dienst der Geschichte. In «Left Foot Right Foot» dreht sich diese um Geldnot, um kaputte Familien und das schwierige Zusammenleben mit einem behinderten Menschen. Glaubhaft inszeniert Roaux die Lebenssituation seiner Protagonisten, die verzweifelt nach dem Einstieg ins Erwachsenenleben suchen und dabei kaum vom Fleck kommen.

Roaux konnte sich für sein Debüt auf ein hervorragendes Schauspielertrio verlassen. Das Paar im Zentrum der Geschichte wird vom Argentinier Nahuel Pérez Biscayart und der Französin Agathe Schlencker gespielt. Mika wird von Dimitri Stapfer verkörpert, der damals noch relativ unbekannt war. Heute ist der Solothurner Schauspieler etwa durch die TV-Serien «Frieden», «Neumatt» oder «Mindblow» einem grossen Publikum bekannt. Für seine Darstellung in «Left Foot Right Foot» wurde Stapfer 2014 mit dem Schweizer Filmpreis als «Bester Nebendarsteller» geehrt.

GenreDrama
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Jahr2013
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LandF, Schweiz
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FSK16
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DarstellerNahuel Perez Biscayart, Agathe Schlencker, Stanislas Merhar, Dimitri Stapfer
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RegieGerminal Roaux
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DrehbuchGerminal Roaux, Marianne Brun
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KameraDenis Jutzeler

Bewertungen

Fr, 27.11.2015 von 8martin
Von der Schwierigkeit erwachsen zu werden4 Sterne
Eine traurige Großstadtballade, in der Marie und Vinzent versuchen In der Großstadt über die Runden zu kommen. Ohne Ausbildung ist die Auswahl nicht gerade groß. Vinzent (Nahuel Pérez Biscayart) jobbt mal hier mal da, wenn es sein muss und hat trotzdem Schulden. Freundin Marie (Agathe Schlenker) versucht sich als Hostess in einer Bar. Das geht aber in Richtung Prostitution. Beide reden nicht mit einander. Vinzent merkt, Marie hat plötzlich Geld. Ihre Situation wird zusehends belastet durch Vinzents dementen Bruder Mika (unglaublich echt Dimitri Stapfer), um den sich Vinzent rührend kümmert. Die fehlende Kommunikationsfähigkeit, der schwer berechenbare Kampf ums Überleben und die Leichtgläubigkeit der jungen Leute werden ihnen zum Verhängnis. Marie will wieder aussteigen und holt sich eine im doppelten Sinne blutige Nase, Mika rastet aus und zertrümmert die Wohnungseinrichtung, Marie schickt ihn in einem Taxi in ein Hotel. Der Versuch Mike wieder einzufangen misslingt. Er flüchtet auf einen Telegraphenmasten… Alle drei treffen sich im Krankenhaus wieder. Eine wortlose Umarmung! Anstatt die Tragödie weiter auszumalen sehen wir z.B. nach Mikas Sprung die drei fröhlich tanzend in einer Disko. Das wirkt nicht erheiternd, verdeutlicht eher ihre Hilflosigkeit. Sie wissen nicht, wie sie durchs Leben gehen sollen. Etwa indem sie einen Fuß vor den anderen setzen? Und damit sie die nicht verwechseln, steht es auf den Turnschuhen: Linker Fuß, Rechter Fuß. Eindrucksvolle in s/w komponierte Bilder werden von einem unaufdringlichen Soundtrack unterstützt. Lange wortlose Passagen regen zum Nachdenken an. Bleibt nur noch der Wolf, dem Vinzent ganz unverhofft mehrmals begegnet… Der ist weder Freund noch Feind. Er wartet nur und passt irgendwie ins Bild. Ist etwa in der Großstadt der Mensch dem Menschen ein Wolf!? Großartig!War diese Bewertung hilfreich?
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