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Mo, 17.12.2018
Kino | Das siebente Siegel
Jof & Mia, Ritter Block und die anderen4 Sterne
Das ist wohl Bergmans ambitioniertester Film, die alle ohnehin prall gefüllt sind mit gedanklich komplizierten Konstrukten. Er hat wieder seine bewährte Crew um sich versammelt, die Kameramann Gunnar Fischer in unglaublich eindrucksvollen s/w Aufnahmen auf die Leinwand zauberte. Titel und Vorspann lehnen sich an die Offenbarung des Johannes an: ‘und als das Lamm das siebente Siegel brach, entstand im Himmel eine Stille, die erst nach einer halben Stunde endete.‘ Drum setzte Bergman auch Ton und Stille mehrmals als Stilmittel ein. Der größte Teil des Scores dient der akustischen Folter. Wir sind im Mittelalter: Wundergläubigkeit, Hexenwahn und Scheiterhaufen. Ritter Block (Max von Sydow) kehrt vom Kreuzzug total desillusioniert heim. Er fand, dass das Unternehmen nur etwas für Idioten war. Doch er will weiter glauben und geht mit seinem gebildeten Knappen Jöns (Gunnar Björnstrand) auf seinem Heimweg der Frage nach ‘Ob es Gott gibt?‘ Ein Thema das Bergman in mehreren Filmen darzustellen versucht hat. Block erscheint der Tod und spielt mit ihm um sein Leben Schach. Ein Schmid Plog (Ake Fridell) sucht seine streunende Frau Lisa (Inga Gill), ein Dorfmädchen Mute (Gunnel Lindblom) verliebt sich in Jöns. Alle folgen Ritter Block auf seine Burg, wo seine Frau Karin (Inga Landgré) auf ihn wartet. Nur die Familie des Wanderschaustellers Jof (Nils Poppe) und Mia (Bibi Andersson) mit ihrem kleinen Sohn Michael bilden einen Hort der Zufriedenheit. Manche sehen darin sogar die ‘Heilige Familie‘ mit Maria und Joseph. Sie meistern ihr Leben mit Freundlichkeit und menschlicher Wärme und werden die einzigen sein, die überleben. Alle anderen bilden eine Kette und werden vom Tod geholt. Im Silhouetten Format bestehend aus kleinen Menschlein zieht er alle hinter sich her. Bergman, der auch das Drehbuch verfasste, lehnte sich gedanklich unter anderem an Orff, Camus und Strindberg an. Optisch wurde er von Dürer beeinflusst. Beeindruckend herb ist der Film aus den 50er Jahren immer noch eine echte Herausforderung. Dabei bildet das grandiose darstellerische Potential eine Brücke über die gedanklichen Untiefen der Handlung.
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So, 16.12.2018
TV | Hyde Park am Hudson
Miss Daisy und der Präsident1 Stern
Ein Film den die Welt nicht braucht. Er ist langweilig, witzlos und peinlich und gehört nach Oliver Kalkofe in die Kategorie SchleFaZ. Obwohl historische Figuren von Promis dargestellt zuhauf umherlaufen: Präsident Roosevelt (Bill Murray) nebst Gemahlin Eleanor (Olivia Williams) und ‘geliebter‘ Cousine Daisy (Laura Linney). Dann der englische König George VI. (Samuel West) und last but not least Königin Elizabeth (genannt Queen Mum, Olivia Colman). Sie alle dümpeln vor der Kamera so vor sich hin, dass es die Sau graust – würde ein Bayer sagen. War da vielleicht Notting Hill von Regisseur Roger Michell nur eine Eintagsfliege oder ein Vorschusslorbeer. Da wäre die Goldene Himbeere noch eine Auszeichnung. Drum verleihen wir ihm die ‘Braune Wurst‘. Schwamm drüber. K.V.
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Sa, 15.12.2018
Kino | Abend der Gaukler
Nacht der Loser3 Sterne
Ein früher Ingmar Bergman, der immer noch durch seine s/w Optik beeindruckt, was wir dem begnadeten Kameramann Sven Nykvist zu verdanken haben. Die Menschliche Tragik sammelt sich hier wie in einem Brennpunkt in einem Wanderzirkus. Es herrschen z.B. Demütigungen, Zurückweisungen und gewaltsame Annährungen inmitten leicht zerrütteter Beziehungen. Der Plot zeigt sowohl die Akteure im Kostüm als auch in Zivil. Der Clown Frost (Anders Ek) holt seine offenherzige Frau Alma (Gudrun Brost) vor johlenden Soldaten heim, Der Zirkusdirektor Albert (Ake Grönberg) will zu seiner Frau zurück, die ihn höflich abweist und seine Geliebte Anne (Harriet Andersson) treibt es derweil mit dem Schauspieler Frans (Hasse Ekman). Lauter kaputte Loser, die mit Suizid liebäugeln und dann doch lieber die letzte Kugel für einen Zirkusbären verwenden, weil der je genauso arm dran ist wie sie selbst. Höhepunkt ist das Duell, das sich Albert und Frans in der Arena liefern. Die Zuschauer halten das für eine Show als Teil des Zirkusprogramms. Die Schlusssequenz gleicht dem Anfang: die Zirkuswagen ziehen als Silhouette weiter, Frost neben Alma und Albert neben Anne. Bergman hat hier bereits viele Schauspieler eingesetzt, die in seinen späteren Filmen auftreten werden. Und er bietet keine Lösungen an. Wir sehen eine Truppe von Menschen, die nach dem Sinn des Lebens suchen. Das ist Dusty Old Arthouse, immer noch gut.
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Fr, 14.12.2018
Kino | Entscheidung vor Morgengrauen
Hollywood in Würzburg4 Sterne
Es gibt die ‘Trümmerfrauen‘ und die ‘Trümmerliteratur‘. Analog dazu würde ich diesen Streifen den ‘Trümmerfilmen‘ zuordnen. Er wurde sechs Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs gedreht, als weite Teile Deutschlands noch in Schutt und Asche lagen. Da stellt das Drehbuch, an dem Carl Zuckmayer mitgearbeitet hat, die Frage nach der moralischen Fragwürdigkeit der Aktion, wenn deutsche Kriegsgefangene im Dienst der Amerikaner als Spione tätig sind. Sind das Verräter oder Helden? Helfen sie durch ihren wagemutigen Einsatz mit den Krieg zu verkürzen oder schicken sie ihre Landsleute dadurch in den Tod? Der recht lyrische deutsche Titel vernebelt den des Originals, der einfach feststellt ‘Nenn es Verrat‘ ohne Fragezeichen. Zu dieser Zeit zog es die Filmcrew unter Regisseur Anatole Litvak in meine Heimatstadt nach Würzburg. Die damals völlig zerbombte Stadt bot eine eindrucksvolle Kulisse für einen Kriegsfilm. Wir sind hier in der Endphase des Krieges. Es herrscht Chaos, die Front ist quasi überall. Einzelne Trupps versuchen zwischen den Fronten mit heiler Haut davonzukommen. Viele Soldaten sind in Gefangenschaft geraten, einige bieten den Amerikanern ihre Diente an. So auch Karl Maurer genannt ‘Happy‘ (Oskar Werner) und Rudolf Barth genannt ‘Tiger‘ (Hans-Christian Blech). Das Ambiente ist ebenso authentisch (keine Pappkulissen) wie die zahlreichen deutschen Schauspieler (u.a. O.E. Hasse, Gerd Fröbe, Klaus Kinski – noch ohne Starallüren - so wie Charles Regnier). Vom Thema her gesehen ist dieser Kriegsfilm ein reiner Männerfilm – wenn man von den beiden Kurzauftritten von Hildegard Knef und Monique (Dominique Blanchar) mal absieht. Für die Story sind beide aber unerheblich. So gibt es auch kein Glückliches Ende für die Deutschen. Nur ihre amerikanischen Auftraggeber Colonel Devlin (Gary Merrill) und Lt. Rennick (Richard Basehart) bleiben am Leben. Für die Zuschauer fasst ein moralisierendes Statement das Ende des Films zusammen. O.K.
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Mi, 12.12.2018
TV | Die Legende von Barney Thomson
Mutter killt4 Sterne
Robert Carlyle, den wir alle schon so oft vor der Kamera gesehen haben, hat sich hier einen zusätzlichen Platz auch hinter der Kamera verordnet. Mit großartigen Kollegen – allen voran Emma Thompson als Mutter Cernolina von Barney, sowie Ray Winstone als durchgeknallten Detective Inspector hat Carlyle eine Groteske mit viel schwarzem Humor gemacht. Frecher Wortwitz in den Dialogen unter dem Motto “Never a dull moment“ bringen das eintönige Leben des Friseurs Barney von Null auf Hundert. Während wegen seiner Dappigkeit Menschen zu Tode kommen, ist da, wie wir erst später erfahren, seine kettenrauchende und mit einer Großperücke bestückte Mutter von ganz anderem Kaliber. Mit Slapsticks und Galgenhumor geraten die Ermittler in skurrile Situationen und agieren dabei stets nach dem Motto ‘Dümmer als die Polizei erlaubt‘. Ganz bondgemäß heißen sie eins-zwei-sieben oder eins-eins-neun. Und am Ende sind sie alle tot, inklusive Cernolina. Nur Barney nicht – so die Legende. Als einziger normaler Vertreter der Ordnungskraft kommt Tom Courtenay daher. Er muss von Amtswegen einfach blass bleiben und zuschauen, wie die anderen ‘die Kuh fliegen lassen‘. Ein Heidenspaß, der durch die beiden famosen Hauptdarsteller mit der Mutter-Sohn Problematik sogar noch etwas Melodramatik enthält.
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Di, 11.12.2018
TV | 1900 - Kampf, Liebe, Hoffnung
Olmo & Alfredo4 Sterne
Bernardo Bertolucci hat ein umfangreiches Monumentalwerk, das ein halbes Jahrhundert umfasst, geschaffen. Die Handlung rangt sich um zwei Freunde: Alfredo (Robert de Niro) und Olmo (Gérard Depardieu), die zwar am gleichen Tag das Licht der Welt erblickten (27.1. 1900), aber sonst wenig gemeinsam haben – außer einer seit Kindertagen gewachsenen tiefen Freundschaft. Alfredo ist der Sohn des Gutsherren, gehört zum besitzenden Bürgertum und vertreibt sich die Zeit als Playboy. Olmos Vater Leo (Sterling Hayden) ist Landarbeiter. Der Sohn wird zu einem überzeugten Sozialisten. Alfredos familiäres Umfeld wird ausgiebig beleuchtet u.a. mit dem Großvater (Burt Lancaster), der am Werteverfall verzweifelt und sich umbringt. Alfredo heiratet Ada (Dominique Sanda), die mit Olmos sozialistischen Ideen liebäugelt, obwohl sie vom Lebensstyl durchaus zu Alfredo passt (Kokain, Schampus und immer auf der Jagd nach dem ultimativen gesellschaftlichen Gag). Olmo zieht mit Lebensgefährtin Anita (Stefania Sandrelli) durch die Gegend immer von der Polizei oder den faschistischen Schwarzhemden gejagt. Deren Gallionsfiguren sind Attila (Donald Sutherland) und Gefährtin Regina (Laura Betti), die sich mordend nach oben gaunern, bis sie ähnlich wie Mussolini von der Lynchjustiz geschnappt werden. Als linker Antifaschist bezieht Bertolucci klar Position und zeigt heldenhafte Einsätze gegen die aufkommenden Faschisten wie hier die Kurzauftritte von Ida (s/w Ikone Alida Valli). Herrlich auch der Zickenkrieg zwischen der inzwischen alkoholabhängigen Ada und der Gefährtin Regina. Stimmungsvolle Bilder der Emilia-Romagna erlauben Einblicke in das Leben von Tagelöhnern. Deren Revolte ist ein weiteres Highlight des Films. Das Massaker an ihnen rückt die Faschisten ins rechte Licht. Einziges Manko ist das ausgiebig in die Länge gezogene Ende mit theatralischen, teils pathetischen Passagen. Die Roten Fahnenschwinger mögen noch als Balletteinlage durchgehen. Die sich balgenden uralten Mummelgreise Olmo und Alfredo bieten ein finales Kasperltheater à la teatrino dei burattini. Also hat Bertolucci eine echte italienische Lösung für das Drama gefunden. Nach Gräueltaten, Emotionen, Leid und Lust ist so ein Ende eine passable Option.
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Di, 11.12.2018
TV | 1900 - Gewalt, Macht, Leidenschaft
Alfredo & Olmo4 Sterne
Bernardo Bertolucci hat ein umfangreiches Monumentalwerk, das ein halbes Jahrhundert umfasst, geschaffen. Die Handlung rangt sich um zwei Freunde: Alfredo (Robert de Niro) und Olmo (Gérard Depardieu), die zwar am gleichen Tag das Licht der Welt erblickten (27.1. 1900), aber sonst wenig gemeinsam haben – außer einer seit Kindertagen gewachsenen tiefen Freundschaft. Alfredo ist der Sohn des Gutsherren, gehört zum besitzenden Bürgertum und vertreibt sich die Zeit als Playboy. Olmos Vater Leo (Sterling Hayden) ist Landarbeiter. Der Sohn wird zu einem überzeugten Sozialisten. Alfredos familiäres Umfeld wird ausgiebig beleuchtet u.a. mit dem Großvater (Burt Lancaster), der am Werteverfall verzweifelt und sich umbringt. Alfredo heiratet Ada (Dominique Sanda), die mit Olmos sozialistischen Ideen liebäugelt, obwohl sie vom Lebensstyl durchaus zu Alfredo passt (Kokain, Schampus und immer auf der Jagd nach dem ultimativen gesellschaftlichen Gag). Olmo zieht mit Lebensgefährtin Anita (Stefania Sandrelli) durch die Gegend immer von der Polizei oder den faschistischen Schwarzhemden gejagt. Deren Gallionsfiguren sind Attila (Donald Sutherland) und Gefährtin Regina (Laura Betti), die sich mordend nach oben gaunern, bis sie ähnlich wie Mussolini von der Lynchjustiz geschnappt werden. Als linker Antifaschist bezieht Bertolucci klar Position und zeigt heldenhafte Einsätze gegen die aufkommenden Faschisten wie hier die Kurzauftritte von Ida (s/w Ikone Alida Valli). Herrlich auch der Zickenkrieg zwischen der inzwischen alkoholabhängigen Ada und der Gefährtin Regina. Stimmungsvolle Bilder der Emilia-Romagna erlauben Einblicke in das Leben von Tagelöhnern. Deren Revolte ist ein weiteres Highlight des Films. Das Massaker an ihnen rückt die Faschisten ins rechte Licht. Einziges Manko ist das ausgiebig in die Länge gezogene Ende mit theatralischen, teils pathetischen Passagen. Die Roten Fahnenschwinger mögen noch als Balletteinlage durchgehen. Die sich balgenden uralten Mummelgreise Olmo und Alfredo bieten ein finales Kasperltheater à la teatrino dei burattini. Also hat Bertolucci eine echte italienische Lösung für das Drama gefunden. Nach Gräueltaten, Emotionen, Leid und Lust ist so ein Ende eine passable Option.

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