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Mo, 26.11.2018
Kino | Das Wiegenlied vom Totschlag
Traurig aber wahr4 Sterne
Der Originaltitel ist eine wertfreie Feststellung über die Uniform der Kavallerie. Der deutsche hingegen ein menschenverachtender Euphemismus des Massakers von 1864 in Sand Creek. Hier hat die ruhmreiche berittene Truppe der US Armee ein Dorf der Cheyenne dem Erdboden gleich gemacht. Und außerdem treffen beide Substantive den Sachverhalt keineswegs. Ein Wiegenlied soll einem beim Einschlafen helfen und Totschlag ist erstens auf eine Person begrenzt und zweitens liegt kein niedriger Beweggrund vor. Beides kann am Sand Creek nicht geltend gemacht werden. Bis es zu diesem Gemetzel kommt, das viele blutige Details enthält (man sieht nackte Squaws, die aufgehängt oder vergewaltigt werden. Einer wird sogar eine Brust abgeschnitten.), ist es eine recht unterhaltsame Komödie der etwas anderen Art. Nachdem der junge Soldat Honus Gant (Peter Strauss) und Cresta Lee (Candice Bergen), die längere Zeit bei den Indianern gefangen gehalten worden war, einen Überfall auf einen Geldtransport überlebt haben, schlagen sie sich zu einem Fort durch. Cresta flucht, rülpst und dominiert die Szene. Sie begehen Leichenfledderei um zu überleben. Bei der nächtlichen Kälte kommen sie sich unter der Armeejacke sogar etwas näher. Bis sie der windige Waffenhändler Isaak B. Lemmert, (Donald-mitFressbrett-Pleasence) dessen Vater ein Scherzkeks war, was man an seinem Namen hören kann, gefangen nimmt. Das grausame Finale können beide nicht verhindern. Häuptling Gefleckter Wolf reitet mit US Flagge auf die Kanonade der Kavallerie zu. Er wollte verhandeln. Regisseur Ralph Nelson hat uns ein Happy End erspart. Cresta zieht mit den überlebenden Frauen und Kindern unter Bewachung weiter, Honus erwartet wohl ein Militärgericht. Der Befehlshabende Colonel (John Anderson) lobt sich und seine heldenhafte Truppe, die den Indianern eine Lektion erteilt haben. Kein Wunder, dass dieser wichtige Film in Amerika nicht besonders gut ankam. Ich war beeindruckt.
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So, 25.11.2018
Kino | Die Geliebte des französischen Leutnants
Der unsichtbare Dritte4 Sterne
Den Roman von John Fowles hielten viele für nicht verfilmbar. Karel Reisz hat es dann doch gewagt und sich etwas von der Vorlage entfernt. Er bewies, dass der harte Schnitt aus einem Film zwei machen kann, die, wenn man es geschickt anstellt, am Ende wieder eine Einheit bilden können mit zwei Ausgängen. In den zwei Liebesgeschichten spielen Meryl Streep und Jeremy Irons in Doppelrollen das Pärchen. Im historischen Film ist sie Sarah, er Charles. In der Jetzt Zeit, in der gedreht wird, ist sie Anna und er Mike, die Schauspieler die sie darstellen. Im 19. Jahrhundert wird Sarah als Ausgestoßene gesehen, die sich mit dem Erzfeind (Frankreich) eingelassen hat in eine unziemliche Liaison. Später wird sie zugeben, dass es ein Fake war, selbst als Charles seine Verlobung mit Ernestina (Lynsey Baxter) absagt. Den französischen Leutnant sieht man nie. Sarah taucht unter. Parallel zum Katz und Maus-Spiel im historischen Film kommen sich Anna und Mike auch als Kollegen näher. Beide sind aber liiert. Der Dreh ist zu Ende, die Darsteller feiern. Im Film findet Charles nach Jahren Sarah. Es gibt eine heftige Aussprache... und… Auf der Film-End-Party steigt Mike Anna hinterher. Er will mehr von ihr… So gibt es zwei Möglichkeiten für das Ende: ein Schönes (Happy End) und ein Liebloses, wenn es nichts wird. So ist Karl Reisz ein intelligentes Melodram gelungen und ein angedeutetes Happy End, zwei Optionen also.
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Fr, 23.11.2018
Kino | Der unsichtbare Dritte
Flucht zum Mount Rushmore5 Sterne
Ein echter Klassiker von Alfred Hitchcock. Es wird eine Kettenreaktion losgetreten, wenn ein Werbefachmann Roger Thornhill (Cary Grant) gekidnappt wird und dann wie in einem Roadmovie ständig auf der Flucht ist. Vorläufig ist Eve Kendall (Eva Marie Saint) seine einzige vertraute Gehilfin. Kein anderer Film von Alf hat mehr überraschend totale Wendungen als der hier, keine so hin- und her schwankende Love Story mit für Hitchcock ungewöhnlich langem Petting. Sogar Küsse werden ausgetauscht. Die Dialoge sind herrlich ironisch (tolle Mutter (Jessie Royce Landis) – Sohn Beziehung) und einem fast nicht mehr an Spannung zu überbietenden Finale auf einem weltbekannten Monument dem Mount Rushmore. Eine von mehreren überraschenden Wendungen ist der Mord in der UNO, dann der Einsatz von Platzpatronen, die Mrs. Kendall abfeuert. Auf ihrer Flucht spielen Kendall und Thornhill ein herrliches Katz- und Mausspiel. Selbst als Kendall als Doppelagentin sich outet geht von der Spannung nichts verloren. Es ist die Situation in der alle Beteiligten stecken und alle mehrfach bedroht sind von der eindrucksvollen Architektur des Hauses des unbekannten Dritten (James Mason) oder auch von den großformatigen Präsidentenköpfen, auf denen herumgeturnt wird. Das Genialste ist aber der Schlusspunkt, in dem alle bisherigen Intentionen zusammengeführt werden: schneller Schnitt sorgt für eine Überraschung: von Mount Rushmore ins Abteil des Zuges, dazu der witzige Dialog: Thornhill zieht ‘Mrs. Thornhill‘ ins Schlafwagenabteil zu einem echten Happy End (ganz untypisch für Alf!). Und der Zensur hat er 1959 so auch noch ein Schnippchen geschlagen. Hier ist mal der deutsche Titel besser als der nichtssagende des Originals. Und auf Alfs Cameo braucht man hier nicht allzu lange warten.
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Mi, 21.11.2018
TV | Ein Platz im Herzen
Typisch amerikanisch3 Sterne
Robert Benton, der ganz unterschiedliche Filme gemacht hat – einige davon schätze ich sehr – hat hier ein Südstaatendrama abgeliefert, das aus mehreren Gründen ein typisch amerikanisches Ethos verkörpert. Mrs. Edna Spalding (Oscar für Sally Field) eine Polizistenwitwe mit zwei Kindern kämpft ums wirtschaftliche Überleben und schafft es durch den Anbau von Baumwolle mit Hilfe des arbeitssuchenden Mose (Danny Glover) und dem blinden Untermieter Mr. Will (John Malkovich) eine erfolgreiche Ernte einzufahren. Weil wir in den Südstaaten der 30er Jahre sind, schaut der Ku-Klux-Klan vorbei, dem Mose ein Dorn im Auge ist. Ednas Schwager (Ed Harris) geht fremd, kassiert von seiner Frau (Lindsay Crouse) Ohrfeigen, als alles publik wird und die Geliebte (Amy Madigan) Schluss macht. Auch die Natur gerät in Wallung. Hier durch einen Tornado vertreten. Nichts Ungewöhnliches für die Einheimischen. Ein typisch amerikanisches Drama mit gutem Ende also. Eingerahmt wird die Handlung durch zwei Szenen in der Kirche. Anfangs hört man nur den Gesang der Gemeinde, am Ende (muss wohl eine Rückblende aus guten alten Tagen sein) sitzen alle, die Lebenden und die Toten, beim letzten Abendmahl. Tennessee Williams für Arme. Fast alle Probleme sind gelöst, werden aber auch nicht allzu tiefschürfend untersucht. An den Darstellern kann es auch nicht liegen, dass alles so glatt geht. In Amerika offenbar ein Erfolg. Da ist im Herzen viel Platz.
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So, 18.11.2018
Kino | Der Himmel über Berlin
Menschwerdung eines Engels3 Sterne
Wim Wenders hat nicht nur ein anspruchsvolles Märchen (Fantasy) gemacht, sondern auch ein Zeitdokument deutscher Geschichte. Zurzeit, als Berlin noch eine geteilte Stadt war, versucht einer der Engel, Damiel (Bruno Ganz), ein Mensch zu werden. Er will Farben sehen (bisher war der Film in s/w), will schmecken können und den Druck der Erde spüren. Anders als sein Kollege Cassiel (Otto Sander), der seiner Zunft treu bleiben will. Damiel trifft den amerikanischen Filmstar Peter Falk. Sein Land hatte damals für das Überleben Berlins eine wichtige Funktion gehabt. Und so sehen wir auch Teile der Mauer, als die US Armee eine Beschützerrolle innehatte. Peter Falk geistert etwas planlos durchs Bild, freundlich aber konfus. Sein Pendant findet der menschgewordene Engel Damiel in der Zirkusartistin Marion (Debütantin Solveig Dommartin, die damals Wenders Partnerin im echten Leben war und viel zu früh verstarb). Sie trotzt ebenfalls der Schwerkraft, wenn sie ihre Kunststücke unter der Zirkuskuppel vorführt. Unvergessen der Start- und Landeplatz für die beiden Engel: die Siegessäule genannt ‘Goldelse‘, sowie die vielen Märchen die erzählt werden und die immer mit dem Satz beginnen ‘Als das Kind Kind war…‘ (Peter Handke). Etwas bemüht, erfordert der Film heute etwas Durchhaltevermögen.

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Di, 09.07.2024 von frge

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Gut gemacht5 Sterne

Gut gemacht. Die Alten Serien sind noch besser als die neueren. Gute Schauspieler.

Sa, 08.06.2024 von rüdiger.baehrens

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Ein Leben nach dem Tod0 Sterne

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Mi, 14.02.2024 von amd2064

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Schöner Film ! Regt zum nachdenken an ! Sind sicher einige in gleicher Lage

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