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Mi, 20.06.2018
Kino | Die Wendeltreppe OV
Helens Stimme4 Sterne
Robert Siodmak hat diesen s/w Klassiker unter den Thrillern nach Plot und Machart so perfekt gestaltet, dass er nicht nur immer noch den berühmten Gänsehaut-Effekt hat, sondern er kann auch als Vorlage für mögliche Epigonen gelten. Hinzu kommt ein Touch von Film Noir. In jeder Einstellung wechseln Schattenspiele an den Wänden und verstärken wunderbar den Gruseleffekt. Auch der Titel, der mehrfach zum Einsatz kommt, wird zur Spannungssteigerung eingesetzt. Es beginnt mit einem Film im Film, den das stumme Dienstmädchen Helen (Dorothy McGuire) im Kintop sieht. Hier geschieht aus dramaturgischen Gründen ein Mord. Im Haus von Professor Warren (George Brent) leben ein paar Figuren, die alle für den nächsten Mord in Frage kommen. Das Opfer ist die schöne Sekretärin Blanche (Rhonda Fleming), hinter der alle Männer des Hauses her sind. Warrens bettlägerige Mutter (Ethel Barrymore) wird von Helen gepflegt. Das Personal des Hauses sorgt in guter, alter Shakespeare Manier für Komik. Hier ist es neben der korpulenten Krankenschwester Bertha (Sara Allgood) vor allem die Köchin Mrs Oates (Elsa Lanchester) sowie ihr Mann (Rhys Williams) der Helen schützen will, ebenso sie Dr. Parry (Kent Smith). Einer nach dem anderen verlässt wegen Besorgungen das Haus, bis Helen mit dem Professor allein ist. Den verdächtigen Stiefbruder hat sie eingeschlossen. Sie will Hilfe am Telefon holen. Doch sie hat durch einen Schock ihre Stimme verloren. In den Keller geht es eine Wendeltreppe hinab. Und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als es Gasbeleuchtung gab, nahm man da eine Kerze mit. Draußen tobt der Sturm, jemand steht hinter einem Vorhang, man sieht seine Schuhe und seinen Blick durch ein Loch. Der Donner rollt. Selbst als sich der Mörder outet, gibt es noch eine Riesenüberraschung von der bettlägerigen Mrs Warren. Auf ihren Nachttisch lag immer schon ein Revolver. Für die Romanze Helen Dr. Parry ist leider keine Zeit mehr. Nur ihre Stimme findet sie wieder. Hochspannung voller Emotionen. Ein Meisterwerk von 1945!
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Di, 19.06.2018
TV | The Magic of Belle Isle - Ein verzauberter Sommer
Die Zauberinsel3 Sterne
Zu süß, zu glatt und mit viel leichtem Zuckerguss. Eine Schmonzette fürs kranke Herz. Der alte, grantelnde Schriftsteller Monte (Morgan Freeman) mit Schreibblockade sitzt im Rollstuhl und hat die Whiskeyflasche im Arm. Er macht auf der schönen Insel Urlaub (Titel!) und trifft auf aufmerksame und liebenswerte Nachbarn: die geschiedene Mutter Charlotte O’Neil (Virginia Madsen) mit drei Töchtern. Ein Sommer wie aus dem Bilderbuchparadies voller netter, freundlicher und vor allem hilfsbereiter Menschen. In diesem Paradies gibt es keine Bösewichte. Den Grantler kann man dem sanftmütigen Freeman ohnehin nicht abnehmen. Er wird auch zusehends freundlicher, bringt der kleinen Nachbarin Finn (Emma Fuhrmann) das Schreiben von Geschichten bei, dem Hund Ringo/Spot das apportieren und sogar die pubertierende Willow (Madeline Carroll) legt ihre Zickigkeit ab und öffnet sich der Mutter. Die Anziehungskraft der Liebe zwischen Charlotte und Monte wird angedeutet, kommt aber nicht zum Tragen. Da akzeptieren wir schon eher, dass der Magier Monte die drei Mädels samt alleinerziehender Mutter verzaubert ohne endgültig zu punkten. Monte und Charlotte sind einfach zu nett fürs Bett. Allzu viele unverbrauchte Ideen sind selten, wenn z.B. die Kids dem Alten den Gebrauch des Handys erklären. Dabei liebt er doch ohnehin seine alte Adler, auf der er mit dem Zweifinger-Suchsystem einhämmert Nett aber harmlos. Wenn einen der Blues packt, ist das wie Medizin. Warmer Tee für eine Erkältung und die Zauberinsel für die Seele.
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Mo, 18.06.2018
TV | Im Rausch der Sterne
Sternenjagd3 Sterne
Regisseur John Wells hat hier ein Promi Ensemble eingesetzt, das sich um das Kochgenie Adam (Bradley Cooper) herum zusammenrauft. Die im Titel erwähnten Sterne leuchten nicht vom Himmel, sondern werden von Michelin vergeben. Die Nebenhandlungen werden zur Nebensache und die wunderschönen Speisen zu Hauptdarstellern. Der Originaltitel erinnert daran, dass man sich oder die Speisen in der Küche verbrennen kann. Es ist eine Welle im Leben eines Zwei-Sternekochs, der den dritten will. Sein früherer Untergang mit Drogen wird von Dr. Rosshilde (Emma Thompson) behandelt. Sein Suche nach fähigem Personal beim Wiederanfang wird u.a. von Helene (Sienna Miller), einer ebenfalls begabten Köchin, zu einem erfolgreichen Abschluss geleitet. Seine Schulden bei den Dealern begleicht seine Schwester Anne Marie (Alicia-Tulpenfieber-Vikander).Daniel Brühl gibt den Restaurantbesitzer und Omar Sy einen weiteren Koch. Matthew Rhys ist Adams geschäftlicher Konkurrent in Sachen Küche, beweist aber am Ende menschliche Größe. Die Hektik und der Stress einer Sterneküche werden in den Vordergrund gespielt und Adams Ausraster wirken etwas übertrieben. Sein überaus autoritärer Küchenstil ist schwer nachvollziehbar. Nach ausgiebiger Schreierei und einem Massenwegwurf der gekochten Speisen in den Mülleimer herrscht wieder Ruhe am Herd. Die menschlichen Aspekte kommen etwas zu kurz und sogar das Ende wirkt wie gekürzt. Man ahnt den 3. Stern und das Happy End von Adam und Helene. Ausführlich erwähnt wird das aber nicht. Nett und kurzweilig. Nichts für hungrige Mägen.
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Sa, 16.06.2018
Kino | Jules und Jim - Jules et Jim
...und Catherine3 Sterne
Eine amüsante Dreiecksgeschichte, die Francois Truffaut hier inszeniert hat. Mit leichter Hand ohne jegliche sexuelle Schwulitäten. Die Figuren schweben fast supra substantiell über dem Boden der Wirklichkeit. So als seien sie nicht von dieser Welt. Dabei reden sie nur vom Thema Nummer eins! Und tun es auch abwechselnd. Auch wenn man es nicht sieht. Catherine will ein Kind. Bloß vom wem? Catherine (Jeanne Moreau) liebt erst Jules (Oscar Werner) und dann seinen Freund Jim (Henri Serre). Beide Männer verbindet aber auch noch eine tiefe Männerfreundschaft. Sie driftet zwischen den beiden so hin und her. Es gibt keine Eifersucht. Wenn sie Jim liebt verzichtet Jules. Als Jim das gemeinsame Heim verlässt und heiraten will, folgt ein ausgiebiger Briefwechsel, den Jules Catherine vorliest. Hin und wieder geht Catherine noch zu Albert einem Nachbarn, der sie glatt heiraten würde. Für die frühen 60er Jahre ein äußerst provokanter Stoff. Truffaut hat den Film in s/w gedreht und bewusst auf alt getrimmt. So wirkt Europa zwischen dem 1. Weltkrieg und der Bücherverbrennung durch die Nazis in Berlin eher wie das Guckkasten-Kino. Und genau da hinein legt er den philosophisch untermauerten flotten Dreier, der ganz ungezwungen daher kommt, fast in kindlicher Einfalt. Jules und Jim sind Schriftsteller, Catherine liest die Wahlverwandtschaften (Achtung symbolträchtig!). Das Dorf nennt sie “die drei Narren“. Catherine spielt mit diversen Liebhabern und am Ende hat sie sie alle satt. Von einer Spazierfahrt kehren sie und Jim nicht mehr zurück. Ein schöner Suizid! Guter alter Arthouse Kintop der Extraklasse.
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Do, 14.06.2018
Kino | Außer Atem
Ein charmanter Mörder4 Sterne
Godards richtungsweisendes Filmdebut ist heute Kult. Zunächst war das Publikum sprachlos (vielleicht sogar außer Atem), dann begeistert. Handwerklich wirkt vieles amateurhaft und ist doch Teil des Plans. Michel (Jean Paul Belmondo) ist ein Kleinganove, der mit Patricia (Jean Seberg), einer amerikanischen Studentin anbändelt. Die Handlung plätschert so dahin. Michel ist sorglos und frech, aber optimistisch. Es passiert nichts Bemerkenswertes. Am Anfang erschießt Michel einen Polizisten, am Ende erwischt es ihn selber. Dazwischen ermittelt ein Kommissar ganz unauffällig diskret. Wir sehen das an den Schlagzeilen der Zeitungen und auf einem Laufband, dass Inspektor Vital (Daniel Boulanger, der Mann mit dem scharfkantigen Gesicht der Leinwand), Michel immer näher kommt. Der Knaller ist aber der unorthodoxe Schluss. Hier kommt Vieles zusammen: Patrizia verpfeift Michel bei der Polizei, (jetzt weiß sie, dass sie ihn liebt nicht!). Seine letzten Worte gelten ihr und sind kein Kompliment. Er tritt ab als Fratzenmacher, von der Liebe enttäuscht, bevor er sich selbst die Augen schließt. Sie wiederholt seine typische Geste, indem sie mit dem Daumen über ihre Lippen fährt. Das erinnert an letzte Gemeinsamkeiten, die doch keine waren. Ihr langatmiges Interview mit Monsieur Parvulesco (Jean-Pierre Melville) läuft parallel zu Michels dunklen Geschäften. Der Kleinganove und die Studentin passten einfach nicht zusammen. Jean Sebergs Kurzhaarfrisur hat die Presse sehr interessiert, während die Sprachler im Elfenbeinturm sich eher an Begriffen wie ‘Rohrpostbrief‘ oder ‘weiße Mäuse‘ für die Bullen erfreuen. Heute tragen ein Hauch von Nostalgie und die sonderbare Technik neben dem ungewöhnlichen Ende dazu bei, dass man den Film nicht so schnell vergisst.
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Mi, 13.06.2018
Kino | El Cid
Für Gott und Spanien3 Sterne
Ein buntes Ritterspektakel von über zweieinhalb Stunden aus den 60er Jahren, als es noch genügend Material und Statisten gab (also prädigital!) Die Machtkämpfe um den spanischen Thron im 11. Jahrhundert unter den verfeindeten Prinzen Sancho (Gary Raymond) und Alfonso (John Frazer) bilden nur den Hintergrund für eine Liebesgeschichte, die voller angeblicher Feindschaft beginnt und in einer Legende endet. Rodrigo Diaz, den die Mauren den Beinamen El Cid (Charlton Heston) verliehen haben, heiratet gegen ihren Willen Jimena (Sophia Loren), die ihn am Ende unsterblich machen wird, indem sie den toten Cid auf ein Pferd setzt, damit er das spanischen Heer zum Sieg führen kann. Ein Gedanke der im Kern an das germanische Königsheil erinnert. Auch hier wurde ähnliches gemacht. Alles, was einen Ritterfilm ausmacht, ist hier zu bewundern: Turniere, Duelle, Massenkämpfe. Aber auch Verrat und Mord dürfen nicht fehlen. Hier spielt der alte Kempe Raf Vallone, den heimtückischen Bösewicht, der Jimena liebt und am Kreuze endet (wenn ich das richtig gesehen habe?!) . Sogar der niederträchtige König Alfonso muss den Edelmut und die Loyalität seines Lehnsmannes anerkennen. El Cid wird zum fast göttlichen Heroen und Vorbild hochstilisiert, der Leprakranken Wasser reicht, dem bösen König verzeiht und sich samt Frau und Kinder für Spanien opfert. (Letzte Einstellung Jimena und die Zwillinge auf der Zinne der Stadtmauer, zu deren Füßen El Cid gerade einen historischen Sieg erringt. “Für Gott, für sich und für Spanien!“ Action Altmeister Anthony Mann ging es um die Legendenbildung aus einer Zeit als die Männer noch Eisenanzüge trugen. Sophia Loren rettet das monumentale Epos vor dem Absinken zur Schmonzette durch ihre gut getimten Tränen. Dabei bleiben die politisch-militärischen Aspekte gut und gerne im Nebel der Geschichte. Spektakulärer Ritterfilm und eine starke Frauenrolle.
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Mi, 13.06.2018
Kino | Bonnie und Clyde
Rauben, morden, lieben...5 Sterne
Dieser Klassiker ist Kult und steht ganz oben auf der Liste des Genres. Nicht nur weil Gangsterfilme immer Konjunktur haben, auch nicht weil ein hervorragendes Drehbuch neben Spannung, Witz und sozialen Aspekten ein wahres Füllhorn von Informationen enthält (abgesehen von der wahren Geschichte), vielleicht weil wir das sympathischste Gangsterpärchen der Filmgeschichte sehen (Faye Dunaway und Warren Beatty) mit einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte und einem familiären Umfeld mit Bruder Buck (Gene Hackman) und Schwägerin Blanche (Estelle Parsons), das zum Gesamtbild passt und gleichzeitig den Untergang des Duos einleitet. Die Liebesgeschichte läuft neben Mord und Überfall so ganz nebenbei mit und trägt dazu bei, dass wir jegliches Unrechtsempfinden ablegen. Die Sympathie für die Gangster-Helden verzaubert und vernebelt die Sinne der Zuschauer. Echt gute Laune Szenen (das Kidnapping von Gene Wilder und Freundin). Hier werden sogar Witze erzählt und man spürt, dass aufgesetzte Ausgelassenheit haarscharf neben einer tödlichen Optionen liegt. Bonnies Gedicht über die Gang bringt eine zusätzliche Qualitätskomponente ins Spiel. Und es gibt ernste, nachdenkliche Aspekte, wenn die Gang z.B. Bonnies Mutter besucht, die den Lebenswandel ihrer Tochter recht kritisch sieht. Rasante Querfeldeinfahrten und mehrere Riesenballereien komplementieren die Handlung. Bis hin zum absoluten Finale, das ohne Musik und Ton das Geschehen in Slomo verewigt. Die Heroen werden vom Kugelhagel durchlöchert. Danach herrscht Stille.

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Di, 09.07.2024 von frge

TV | Rentnercops
Gut gemacht5 Sterne

Gut gemacht. Die Alten Serien sind noch besser als die neueren. Gute Schauspieler.

Sa, 08.06.2024 von rüdiger.baehrens

TV | Ein starkes Team
Ein Leben nach dem Tod0 Sterne

Toll, daß in der Liste der Darsteller auch Maja Maranow 2024 aufgeführt wird, die ja 2016 leider ... mehr

Mi, 14.02.2024 von amd2064

TV | Lost In Translation
Lost in Translation5 Sterne

Schöner Film ! Regt zum nachdenken an ! Sind sicher einige in gleicher Lage

So, 06.08.2023 von WoWie

TV | Die Lausitz von oben
Lausitz von oben0 Sterne

Wer sich für die Lausitz von oben im wahrsten Sinne des Wortes interessiert, findet hier absolut ...

Di, 31.01.2023 von DanielAK

TV | Law & Order: Special Victims Unit
Tolle Geschichten, grossartige Schauspieler5 Sterne

Die Geschichten sind toll erzählt, berührend, glaubhaft, spannend, emotional. Die Schauspieler ... mehr

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