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Mi, 09.05.2018
Kino | Irreversibel OmU
Eine Zumutung2 Sterne
Die Idee des Regisseurs Gaspar Noé, den Film inhaltlich von hinten nach vorne laufen zu lassen mag ja noch angehen. Dass dabei der Eindruck entsteht, der Kameramann aus Belgien habe zu tief ins Glas geschaut, macht das Zuschauen anstrengend, weil einem leicht schwindelig dabei wird und man lange Zeit nur kreisende Lichtkegel oder unverständliche Ausschnitte sieht. Dass hier von einem eher schlichten Script ausgegangen wird, ist auch noch verständlich. Schlicht könnte genial sein. Aber neben der grauenhaften Brutalität schreien die Akteure ständig unverständliches Zeug durcheinander. Denn es gibt nur ein Thema: unglaublich brutaler Sex (die längste und ekelerregendste Vergewaltigung der Filmgeschichte), menschenverachtende Verstümmelung von bereits am Boden liegender Körper, denen man gottseidank das Plastikmaterial ansieht. Da passt die Schwulenkneipe mit dem symbolträchtigen Namen ‘Rectum‘ (‘Arschloch!‘) perfekt ins Bild. Party ist ohnehin angesagt mit Koksen, Alkohol und - wer noch kann – darf sich am Rudelbums beteiligen. Dass sich der Ehepaar Cassel/Bellucci ihre Bettszene vom voyeuristischen Zuschauer bezahlen lässt, ist vielleicht ein Ausgleich für ihre brutale Vergewaltigungsszene, bei der Jo Prestia sie ja keineswegs geschont hat. Moni wollte es vielleicht mal wieder wissen, vielleicht um ‘Malena‘ zu toppen? Der Film ist eine Zumutung, bei der die Grenzen des Erträglich deutlich überschritten worden sind. Sinnlose, sexuelle Grausamkeit, die nur den Selbstzweck des Schockierens zu gestalten versucht. Es fehlt jegliche Sinngebung. Schlimmer geht’s nimmer! Wozu der Deckmantel der Freiheit der Kunst nicht alles herhalten muss. Der Titel lässt Hoffnung aufkommen: gut, dass diese Gewaltorgie nicht auch noch umkehrbar ist. K.V.
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Di, 08.05.2018
Kino | Früchte des Zorns
Wut schafft Gewalt4 Sterne
Hier zeigte John Ford, dass er nicht nur Western kann. Es ist sogar ein recht kapitalismuskritischer, über zwei Stunden dauernder Film geworden. Und das vom eher konservativen John Ford. So enthält dieser Klassiker die heute immer noch gültigen Aussagen von Dumping Löhnen und Arbeitskampf und von Aufwieglern (Gewerkschaftler gab es noch nicht). In den 30er Jahren herrschte die große Depression in Amerika. Großfamilie Joad wird von ihrem Land vertrieben und zieht mit Sack und Pack, Oma und Opa nach Westen teilweise auf der legendären Route 66 zum Obstpflücken. Sie reisen in einem optisch hervorragend umgesetzten LKW, der völlig überladen nur vom Rost zusammengehalten wird. Tausende von Arbeitssuchenden werden wie die Joads auf der Suche nach Arbeit wie die Rinder durchs Land getrieben, von angeheuerten Hilfspolizisten gegängelt, verprügelt und sogar ermordet. (Exprediger Jim, John Carradine). Die stimmungsvolle Schilderung der Verhältnisse in s/w beeindruckt immer noch. Das hat John Steinbeck in seiner Romanvorlage aber noch konsequenter und damit viel härter durchgezogen. Der Hungertod dräut dort drastischer. Da muss die schwangere Rosasharn (Dorris Bowdon) schon lebensspendende Muttermilch opfern. Hier genügt ein abschließendes Gespräch zwischen Mutter Joad (Oscar für Jane Darwell) und Sohn (Henry Fonda). Ihm geht der Gedanke der Gewerkschaften nicht aus dem Kopf. Weil er gesucht wird, verlässt er die Familie, um gegen die Ungleichheit und Ungerechtigkeit des Raubtierkapitalismus anzukämpfen. Mehr war in Hollywood 1940 nicht drin. Dafür ein staatliches Migrantenlager mit allen Annehmlichkeiten der Zeit. Mutter Joad hat das letzte Wort ‘Die Reichen die kommen und gehen, sie sterben. Aber wir sind nicht totzukriegen. Uns wird es immer geben‘ und dann fügt sie den Satz hinzu, der vor der Wiedervereinigung 1990 bei uns Geschichte gemacht hat ‘Wir sind das Volk!‘. Eine literarische Filmadaption über das zeitlose Elend der Landbevölkerung und den gnadenlosen Kampf ums Überleben. Der Titel kann Gegenstand von Interpretationen sein. Wer oder was sind denn nun die Früchte des Zorns?
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So, 06.05.2018
Kino | Rio Lobo OV
Drei Frauen, ein Zug und das Gold3 Sterne
Der dritte und letzte Teil der Trilogie von Howard Hawks und es ist auch der Schwächste nach Rio Bravo und El Dorado. Da ist nicht viel, was im Langzeitgedächtnis hängen bleibt. So ist dieser Film auch der am wenigsten bekannte Western von Howard Hawks. Die Handlung gerät insgesamt etwas zäh weil allzu bekannt und böse Stimmen bezeichnen den Streifen als Restposten vom Wühltisch. Es ist der letzte Film des großen Regisseurs und man sollte ihn also eher als Schwanengesang sehen. John Wayne versucht den Film zu tragen und er trägt schwer daran. Dennoch sind mir drei Dinge aufgefallen. Der ungewöhnliche Vorspann mit einer Akustik Gitarre, die man nicht nur hört, sondern auch sieht. Das sind ungewöhnlich wohltuende Klänge. Dann der technisch brillante Anfang mit dem spektakulären Zugunglück und last but not least die Tatsache, dass hier drei Frauenfiguren (Jennifer O’Neill, Susana Dosamantes und Sherry-dieNarbe-Lansing in den Plot dramaturgisch eingearbeitet worden sind. Und als Zugabe gibt es hin und wieder eine Prise Humor, die bis hin zu John Waynes letztem Satz mit der ‘Wärmflasche‘ reicht, indem er sich auf eine frühere Äußerung bezieht. So verneige ich mich vor dem Lebenswerk von Howard Hawks und erinnere mich an die vielen tollen Filme des Meisters.
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Sa, 05.05.2018
Kino | Darling OmU
Society Girl4 Sterne
Heute ist es nicht leicht nachvollziehbar, warum dieser Klassiker in den 60er Jahren so viel emotionalen Staub aufgewirbelt hat. Diana (Julie Christie) ein Society Girl, schläft sich gesellschaftlich nach oben. Zunächst ist da Robert (Dirk Bogarde), ein intellektueller Reporter. Er bleibt in ihrer emotionalen Sammlung ein Schmuckstück mit Dauerwirkung. Zusammenziehen, Schwangerschaft und Abtreibung entzweien die beiden. Danach treibt es Diana mit Miles (Laurence Harvey), dem Chef ihrer Fotoagentur, einem eiskalten Partygänger und schafft es sogar zur Prinzessin, als sie den adligen Italiener Cesare (José Luis de Vilallonga) heiratet. Doch der ist alt und krank und kann ihr nur einen leeren Palast mit vielen Domestiken bieten. Vorübergehend kann Diana Werbespots drehen. Ein Ausflug in die Religion bringt ihr nur zeitweise Linderung ihrer Seelenqual, die von ihrer inneren Leere herrührt. Diese Entwicklung hat Meisterregisseur John Schlesinger in seinem dritten Spielfilm beeindruckend dargestellt. Der Höhepunkt der Auseinandersetzungen ist das Superfinale: Diana und Robert verbringen noch einmal eine Nacht miteinander. Diana denkt alles sei FFE. Doch am nächsten Morgen verkündet er ihr ‘wir wollen nichts aufwärmen. Es war nur ein Ausflug in die Vergangenheit.‘ Es setzt ein Gefühlssturm erster Güte ein: sie bettelt, er bleibt hart. Sie offeriert Minimalangebote, es doch noch einmal zu versuchen. ‘Wir gehören doch zusammen.‘ Er bleibt unerbittlich. Selbst ihre Tränen können ihn nicht umstimmen. Robert steckt Diana in ein Flugzeug und schickt sie nach Italien zu ihrem Grafen…. Julie Christie hat den Oscar wirklich verdient. Es zerreißt sie schier und dabei scheitert sie an ihrer eigenen Unzulänglichkeit. Robert führt ihr vor, wie sie mit ihm und all den anderen umgesprungen ist. Ein zeitloses Glanzstück über die Gesellschaft der ‘Swinging Sixties‘ auf der Insel. Das Remake ist ‘Kalter Kaffee‘.
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Do, 03.05.2018
Kino | Asche und Diamant
Neuanfang4 Sterne
Der zweite großartige Klassiker der Regielegende Andrzej Wajda nach dem ‘Kanal‘ ist eine Elegie auf das untergegangene Polen, das nach Ende des 2. Weltkrieges eine Neuorientierung versucht. Es ist der 8. Mai 1945 und Deutschland hat kapituliert. In Polen feiert man das Ende des Krieges, aber es gibt noch alte Rechnungen. Eine Gruppe Freiheitskämpfer unter Maciek (Zbigniew Cybulski, der polnische James Dean! Nicht nur wegen seines Aussehens sondern wegen seines frühen Todes) soll den Sekretär der Arbeiterpartei Szczuka umbringen. Sie kämpfen gegen die Kommunisten. Doch die Freiheitskämpfer töten die falschen. Parallel dazu gibt es ein offizielles Festbankett, das die Vertreter der Presse (sic!) ins Chaos stürzen und Maciek verliebt sich in die Bardame Krystyna (Ewa Krzyzewska). Auf einem Grabstein entdecken sie ein Gedicht des polnischen Dichters Norwid: ist Polen die Asche, da das ganze Land verbrannt ist und unter der Asche liegt noch der wahre Kern des polnischen Volkes: ein Diamant. In den 50er Jahren war der Patriotismus verständlich, heute im vereinten Europa ist er eher hinderlich. Der Freiheitskampf endet tragisch. Maciek wird erschossen, endet auf einer Müllkippe. Zuvor hatte er noch die beiden von ihm erschossenen Arbeiter aufgebahrt gesehen. Kommunisten und die Intelligenzija samt Adel feiern bis zum Abwinken. Die Schlusspolonaise wirkt wie ein Aufmarsch von Zombies. Das Kreuz hängt verkehrt rum. Symbolträchtig trabt ein Schimmel durchs Bild. Die s/w Optik ist äußerst beeindruckend, die Story teilweise eher kryptisch. Aber so ist das nun mal mit Elegien: man trauert um Verlorenes, hängt aber nicht bedingungslos an der Nostalgie, weil man neue Wege sucht. Andrzej Wajda hat das auch getan. Das Grübeln überlässt er dem Zuschauer.
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Di, 01.05.2018
Kino | Denen man nicht vergibt OV
Rachel das Indianermädchen4 Sterne
Dieser Klassiker ist eine Perle unter den vielen Filmdiamanten von John Huston. Der Film hat seinerzeit viel Staub aufgewirbelt und zwar sowohl von der Thematik her als auch in Bezug auf die Akteure selbst. Die Botschaft ist ein Kompromiss, so wie er sich zwischen Regisseur und Hauptdarsteller Burt Lancaster als Ben Zachary ergeben hat. Die Indianer sind zwar nach wie vor die Bösen. Sie werden von den weißen Rassisten als ‘Gesindel‘ bezeichnet, doch Ben nennt Rachel (Audrey Hepburn) ‘meine kleine rothäutige Indianerin‘ als er sie liebevoll in die Arme nimmt und macht ihr klar, dass sie zwar ‘die Hautfarbe der Kiowas hat, aber sonst sind sie Fremde für sie‘, denn sie ist bei den Zacharys aufgewachsen. Die Leinwandikone aus der Stummfilmzeit Lillian Gish (Jahrgang 1893) bringt als Mutter Matilda Kultur in den Westen: wenn die Indianer Kriegstrommeln schlagen, kontert sie mit Mozart am Klavier. Matilda tut alles um die wahre Herkunft von Rachel zu verbergen. Als Abe Kelsey, eine irgendwie mystische Figur (Joseph-Dr.No-Wiseman) das ausplaudern will, übt sie eigenhändig Lynchjustiz. Abe ist so eine Mischung aus Narr und Wüstengeist. Mit ihrem Tod wird Matilda symbolisch bezahlen. Rachel trennt sich endgültig von ihrer Abstammung, indem sie den Kiowahäuptling Lost Bird (Carlos Rivas) erschießt. Dabei war es schon ein Wagnis eine Weiße überhaupt als Indianerin zu casten. Prompt hat sich Hepburn beim Dreh auch was gebrochen. Davon abgesehen ist dieser Western, ein Vorbild für den Spannungsaufbau. Anfangs weiden noch die Kühe auf dem Dach des Blockhauses, am Ende treiben die Kiowas eine Rinderherde dorthin. So müssen die Zacharys ihr Haus anzünden. Ben und seine Brüder Cash (Audie Murphy) und Andy (Doug McClure), den wir eher der Shiloh Ranch zuordnen würden, überleben in einem überaus spannenden Finale. Als die Bedrängnis am ärgsten ist, macht Ben Rachel einen Heiratsantrag. Am Ende schauen die vier Sieger dem Vogelzug nach…Ist das der zukünftige Weg der Zacharys?
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Mo, 30.04.2018
Kino | Das Geheimnis der falschen Braut
Die Sirene vom Mississippi3 Sterne
Diese Groteske hat mich leicht verstimmt und auch etwas unzufrieden zurückgelassen. Aber das hat diese Stil Form nun mal so an sich. Sie spielt zwar im wirklichen Leben, verlässt aber diese reale Spur und landet im Grotesken. Dabei hat Truffaut das Thema schon gut gewählt: die Liebe! Über eine Heiratsannonce finden sich zwei. Louis (Jean-Paul Belmondo) der reiche Plantagenbesitzer und die aus dem Nichts auftauchende Julie (Catherine Deneuve). Hochzeit ist rasch gefeiert, idyllische Flitterwochen folgen. Julie verschwindet mitsamt seinem Geld. Es folgt ein Wechselspiel mit überraschenden Wendungen. Es besteht eine Diskrepanz zwischen dem, was die beiden tun und was sie sagen: so zwischen abstoßender und anziehender Liebe. Louis begeht sogar einen Mord an Privatdetektiv Comolli (Michel Bouquet) und wird nun polizeilich gesucht. Dadurch kommt etwas Spannung auf. Die Liebenden streiten sich ums Geld, das sie zurücklassen müssen. Sie versucht ihn zu vergiften. Beide gestehen sich immer wieder ihre ewige Liebe und bedauern nichts. Kurze Idylle in einer einsamen Hütte. Grotesk eben. Am Ende gehen sie durch einen verschneiten Winterwald… ins Ungewisse. Oder ins Jenseits? Dorthin lockt ihn auf alle Fälle die ‘Sirene vom Mississippi‘.

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