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Sa, 28.04.2018
Kino | Tee im Harem des Archimedes
Trostlos, triste und abeitslos4 Sterne
Hier hat der Regisseur Mehdi Charef seinen eigenen Roman verfilmt, in dem er seine Jugenderinnerungen aufgeschrieben hatte. Der in Algerien geborene und in einem Vorort von Paris aufgewachsene Charef hat in den 80er Jahren diesen Film gemacht, der bis heute an Brisanz nichts eingebüßt hat. Die berühmt berüchtigten Banlieues von Paris sind nach wie vor sozialer Brennpunkt der Seine Metropole. Der Film schildert wie ein ‘Doku-Spielfilm‘ die Situation von Jugendlichen vor Ort. Es gibt also auch keine fortlaufende Handlung. Zwei Freunde, Majid (Kader Boukhanef) und Pat (Rémi Martin) schlagen sich durch ihr junges Leben. Sie klauen, betrügen, berauben, vermieten Nutten. Sie spielen auch schon mal Ordnungshüter und vertreiben Dealer aus dem Viertel oder klären die Kleineren anhand einer Nutte über den Umgang mit Frauen auf. Sie teilen alles miteinander, auch ihre Schwestern. Pats Schwester Chantal gibt vor als Sekretärin zu arbeiten. Sie hat es wohl geschafft. Genau wie Bajou, der in der Schule der Dümmste war und jetzt mit einem großen Amischlitten zurückkommt. Das gibt den beiden Freunden Hoffnung. An sich führen sie ein Leben ohne Perspektive und so endet der Film auch. Trist, trostlos, arbeitslos. Madjid sagt nichts mehr, als er Chantal auf dem Vorstadt-Strich entdeckt. Der Titel ist ein akustisches Wortspiel, das jeder aus der Schule kennt. Ein Schüler wird abgefragt, ein anderer flüstert ihm was zu, doch der versteht es falsch. Und so wird bei Bajou aus dem ‘Satz des Archimedes‘ (“théorème d’Archimède“) der ähnlich lautete sinnfreie Begriff “Tee im Harem des Archimedes“. Realismus pur, der unter die Haut geht ohne zu moralisieren und ohne Schuldzuweisungen.
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Do, 26.04.2018
TV | Virgin Mountain
Der Jungfrauenberg4 Sterne
Der isländische Regisseur Dagur Kári hat eine Dramödie über zwei Außenseiter der Gesellschaft gemacht und sie in ein interessantes gesellschaftliches Umfeld gestellt. Wenn man den Titel wörtlich nimmt, ist damit der Hauptdarsteller Fusi gemeint (‘Jungfrauenberg‘). Der stark übergewichtige Spielratz (ferngesteuerte Autos, historische Schlachten) (Gunnar Jonsson) wohnt mit über 40 noch im Hotel Mama (Margret Helga Johannsdottir). Die Arbeitskollegen mobben ihn. Er freundet sich mit der Blumenverkäuferin Sjöfn (Ilmur Kristjansdottir) an. Alles klappt in dieser sonderbaren Beziehung, nur ihre Physis passt so gar nicht zueinander. Hingebungsvoll umsorgt der herzensgute Dicke die junge Frau, die selbst etwas verunsichert ist. Er putzt, kocht, badet sie. Er macht sogar ihren Job bei der Müllabfuhr. Erst mal alles außer…da fehlt doch noch was!? Nachdem Sjöfn den ‘Jungfernberg‘ bestiegen hat, soll er sogar bei ihr einziehen. Problem Mama wird kurz angesprochen. Der Tanzkurs wird fortgesetzt, er bucht einen gemeinsamen Ägyptenurlaub. Doch plötzlich bekommt sie Angst vor der eigenen Courage und macht einen Rückzieher. Eine ernste Nebenhandlung begleitet den Plot. Fusi kommt bei den Kids aus der Nachbarschaft gut an, doch die Eltern vermuten Schlimmes und halten ihre Kinder von ihm fern – auch wenn sie sich am Ende entschuldigen… Es wird ein romantisches Happy End vermieden. Nur wenn man bei den letzten Bildern genau hinschaut…Fusi sitzt allein im Flieger, da huscht kurz ein Lächeln über sein Gesicht. Warum wohl? Wie sich Parallelen in der Unendlichkeit treffen, so könnte es vielleicht ja auch mal Fusi und Sjöfn ergehen.
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Di, 24.04.2018
TV | Blackout - Anatomie einer Leidenschaft
Obsession4 Sterne
Der deutsche Titel ist zu allgemein. Hat heute ja fast jeder – schon mal gehabt. Der Titel des Originals trifft den Kern der Auflösung, die wir aber erst ganz am Ende bekommen. Abgesehen von der Spionagetätigkeit im Kalten Krieg, in dem wir uns hier befinden, ist es ein Dreiecksverhältnis, in dessen Mittelpunkt (die Ehefrau des Regisseurs) Theresa Russell als Milena steht. Sie swingt zwischen den Männern hin und her. Außer Ehemann Stefan (Denholm Elliott) und diversen One-Night-Stands treibt sie es noch mit dem Psychoanalytiker Alex (Art Garfunkel). Der kommt mit Milenas Drang nach völliger Unabhängigkeit nicht zurecht. Er fordert von ihr der Einzige zu sein, den sie liebt, doch Milena sieht das anders. Nachdem sie mit dem Krankenwagen ins Hospital gebracht worden ist, ein Luftröhrenschnitt ihr Leben rettete, interessiert sich auch noch Inspektor Netusil (Harvey Keitel) für den Fall. Er will Alex einen Mord nachweisen. Das interessante an dieser Allerweltsstory ist die Schnitttechnik, des gelernten Editors Roegg. Die macht den Film so interessant, neben der ganzen Kunst (Klimt, Schiele), die Wien zu bieten hat. So kommt man erst nach und nach hinter die Geschichte. Dazwischen gewähren die großartigen Darsteller kaum Gelegenheit um entspannt durchzuatmen. Und Theresa spielt sie alle an die Wand. Sie kokst, säuft und bumste sich das Hirn aus der Mütze. Und das mit einer Haltung so zwischen Edelnutte und hilflosem Hühnchen., revolutionärer Krawallnudel und Party Häschen. Man kann das toll finden oder auch nicht. Langweilig ist es keinesfalls. Im Grunde ist der eifersüchtige Alex schon schuldig, denn er musste erst noch seiner Obsession in dieser Amour fou nachkommen., was fast schon an Nekrophilie grenzt.
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Di, 24.04.2018
TV | Ein Platz an der Sonne
Mord in Gedanken3 Sterne
Ein herzzerreißendes Melodram aus den 50er Jahren, als die großen Plakatleinwände der ‘Lichtspieltheater‘ noch von Hand gezeichnet wurden. Mit drei Superstars der Zeit topbesetzt entwickelt sich eine Dreiecksgeschichte. Der Aufsteiger George (Montgomery Clift) bändelt mit der Kollegin vom Fließband Alice (Shelley Winters) an. Aber auch die reiche Angela (Liz Taylor) liegt ihm zu Füßen. Als Alice schwanger wird, droht sie George, es publik zu machen und seine Karriere zu ruinieren. George macht mit Alice eine Bootsfahrt, auf der sie ums Leben kommt. Einzig interessanter Punkt ist das Motiv. Nicht Sam, sondern Frank Marlowe (Raymond-PerryMason-Burr) als Vertreter der Anklage wird ihm die Strafwürdigkeit seiner Tat nachweisen. George hat den Tod von Alice nur in Gedanken begangen, nicht in die Tat umgesetzt. Er hat sich ihren Tod nur gewünscht. Doch es ist passiert. Prompt wird George zum Tode verurteilt. Angelas Abschied vom Todeskandidaten in der Gefängniszelle ist heftiger Anreiz an die Tränendrüsen. Der Plot kommt etwas angestaubt daher: wenig Differenzierung. Hier die Reichen und die Schönen, da das arme Moppelchen, das kein Glück im Leben hat. Zeitgemäß gab es damals 6 Oscars. Heute gibt es eher ein Los der Fernsehlotterie. Zu schwülstig, zu viel glatter Glamour, zu abgehoben. Hollywood platter Mainstream eben.
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Di, 24.04.2018
Kino | Der Bienenzüchter
Der Alte & das Mädchen3 Sterne
In diesem Film von Theo Angelopoulos ist eine depressive Melancholie das Gestaltungsprinzip, die Schwermut bestimmt das Weltbild. Man fragt sich, ist das beim Bienenzüchter Spyros (Marcello Mastroianni) das Alter, die Einsamkeit oder die Perspektivlosigkeit? Wie jedes Jahr karrt er seine Bienenvölker in einem Kleinlaster durchs Land. Dorthin, wo es Nektar gibt. Er begibt sich auf eine letzte Odyssee. Die Hochzeit seiner Tochter war auch kein Freudenfest. Und selbst als er eine junge Tramperin (Nadia Mourouzi) trifft, die ihm eine Zeit lang wie ein Hund nachläuft, weil sie keine Bleibe hat, wirft das nur ein vorübergehendes Blitzlicht auf sein spätes Leben. Sie bietet sich ihm an, (‘Wenn du willst?‘- Keine Reaktion – ‘Ist gut Papa!‘), treibt auch schon mal One-Night-Stands in seinem Zimmer, während er im Bett daneben schläft, doch Spyros ist unfähig zu lieben. Entweder er überfällt die junge Frau ungestüm und wild, was beinahe an Körperverletzung grenzt, worauf sie mit ‘Nicht so!‘ reagiert oder er negiert sie. Es kommt dann tatsächlich zu einer kurzen sexuellen Begegnung auf einer Bühne, wo sie mal kurz übernachtet haben. Nur die junge Frau ist aktiv, der Alte eher reglos. Doch schon währenddessen ruft sie immer wieder ‘Lass mich gehen!‘ Und das tut sie dann auch. Da merkt Spyros, dass er zu der Tramperin eine symbiotische Beziehung aufgebaut hatte und die alte Todessehnsucht macht sich in seinem Gemüt wieder breit. Es bleiben ihm nur seine Bienen und die mag er jetzt auch nicht mehr… Stärker noch als im ’Storch‘ oder im ‘Odysseus‘ spiegelt das Ambiente die innere Leere des Antihelden. So stellt man sich Griechenland nicht vor: marode, nass kalt, abweisend verschlossen. Arthouse anstrengend mit viel Zeit zum Nachdenken.
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Mo, 23.04.2018
Kino | Die Jungfrauenquelle
Der Schocker der 60er Jahre4 Sterne
Ein relativ früher Ingmar Bergman (1960), der den Stoff aus einer mittelalterlichen Sage entlehnt hat. Bauer Töre (Max von Sydow) hat zwei Töchter: Karin (Birgitta Pettersson) und die schwangere Ingeri (Gunnel Lindblom). Auf einem Ritt zur Kirche wird die jüngere Karin von Hirten vergewaltigt und erschlagen, Ingeri muss das mitansehen. Wenig später übernachten die Hirten bei Töre. Der kommt hinter ihr grausames Geheimnis und bringt sie um, am Ort des Verbrechens entspringt eine Quelle. Töre wird hier eine Kapelle errichten. In stringenten s/w Bildern sehen wir das total aus Holz gebaute Ambiente eines mittelalterlichen Bauernhofes. Tiefe Gläubigkeit kennzeichnet die ländliche Gesellschaft. Mutter Märeta (Birgitta Valberg) kasteit sich durch Autoaggression und bevor Töre zur Bluttat schreitet, reinigt er seinen Körper in der Sauna. Der Plot wird ohne Anklageerhebung oder Schuldzuweisung geschildert, die Vergewaltigungsszene war damals ein Skandal. Dabei hat sich die Kamera diskret zurückgezogen und das Geschehen sehr distanziert durchs Gebüsch aus der Sicht von Ingeri beobachtet. Bergman scheute den Konflikt nicht und wie auch in vielen anderen Filmen schielt er immer mit einem Auge in die religiöse Ecke. Von den Darstellern kann sich vor allem die ‘Bergman Aktrice‘ Gunnel Lindblom auszeichnen. Als vom Leben zu kurz gekommene Stieftochter paktiert sie mit dem Teufel und schiebt frustriert ihren dicken Bauch durch die Gegend. Ein starker Kontrast zum Opfer, der engelgleichen Karin. Bergman lässt die Wucht der Bilder über weite Strecken ohne musikalische Untermalung einfach auf die Zuschauer los und erreicht auf diese Weise eine doppelte Wirkung.
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So, 22.04.2018
Kino | Viva Maria!
Maria & Maria5 Sterne
Das ist Louis Malles witzigster Film. Die Gags sind echte Langzeit-Dauerbrenner, die man sich immer wieder mal ansehen kann. Egal ob es die ganz großen sind, wenn z.B. die Mädels den Oberbösewicht Rodriguez (Carlos Lopez Moctezuma) schwindelig spielen, indem sie ihm den geilen Kopf verdrehen oder eine berittene Gruppe ausgebombt wird, alle sind weg und nur einer hockt noch auf einem Pferdedenkmal des zwergwüchsigen Diktators. Die kleinen Gags sind nicht minder schlecht, wenn dem Zauberer des Wanderzirkus seine Utensilien zerschossen werden und er die tote Taube nicht nur zum Leben erweckt, sondern ihr auch noch die Kugel aus ihrem Körper holt. Oder der Bub, der jedes Mal eine Ohrfeige von seiner Mutter erhält, wenn er etwas ‘Unanständiges‘ sieht. Bereits der Anfang bringt die ironische Distanz, wenn Vater und Tochter Maria (Brigitte Bardot) die Besatzer aus England mit Bomben ärgern. Sie ist die, die mit jungfräulicher Unschuld zum männerschlingenden Vamp wird. Ihre Tanzpartnerin auf der Bühne ist Maria (Jeanne Moreau), die erfahrene etwas Reifere, die den Revolutionär Flores (George Hamilton) liebt. Sie wird seine Ideen umsetzen und die Bauern zum Aufstand führen. Die wichtigste Nebensache des Films ist aber die zufällige und unbeabsichtigte Erfindung des Striptease in Südamerika. Das machen die beiden Mädels grandios und noch beim Abspann hat man ihren Song im Ohr. Es ist keineswegs bloß ein Klamauk, sondern die Szenen provozieren echte Schmunzler oder auch Brüller, wenn eine Bank in die Luft fliegt und es anschließend Münzen regnet. Mit leichter Hand inszeniert, voller Witz und mit viel Charme. Auch Revolutionen können witzig sein. Wenn am Ende vom Lied dem heuchlerischen Abt wie beim Flipperspiel die Bombe in die Kapuze fliegt… Das ist zeitlose Komik vom Feinsten, die sich dem Ende zu auch noch steigert zu einem bombigen Großfeuerwerk. Hier sieht man, dass Lachen gesund ist. Nach dem Film geht es einem besser. Danke Louis Malle.
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So, 22.04.2018
Kino | Abyss
Nette A.i.i.s3 Sterne
Zur Einstimmung eröffnet der Film die Szenerie symbolträchtig mit Chorälen, was sich am Ende wiederholt. In den 120 Minuten dazwischen sehen wir ein Unterwasser Abenteuer mit U-Booten und Tauchern und einer Love-Story: hier die Variante geschiedenes Pärchen rauft sich zusammen und rettet sich auch noch gegenseitig bis sie erkennen, was der eine für den anderen wirklich bedeutet. Es sind Bud (Ed Harris) und Lin (M.E. Mastrantonio), die versuchen die emotionale Seite zu befriedigen. Selbst die Mund-zu-Mund Beatmung trifft nicht in die zwölf. Dafür ist der Zuschauer zu sehr von den Spezialeffekten beeindruckt: eine wandlungsfähige Schlange aus Wasser kommt als Vorbote der mysteriösen Wesen, die am Ende dem Ganzen einen Science-Fiction Touch verleihen mit der Message an die Menschheit erwachsen zu werden und mit dem Krieg aufzuhören, diesen ‘kindischen Zeug‘. Ein bisserl E.T., ein kleiner Zu Nami und ein wenig Sturm. Trotz der vielen Action kann man das Gähnen nur schwerlich unterdrücken. Und damit die Spannung nicht ganz verschütt geht, gibt es noch katastrophale Explosionen und eingeschleuste Bösewichte in der Crew. Am Ende behält der märchenhafte Charakter des Films die Oberhand und dazu passt der finale Kuss von Bud und Lin. Der Schluss ist arg bombastisch und für manchen des Guten zu viel. Bis auf das Liebespaar und die netten Aiis (außer- irdische- Intelligenz), leuchtende Unterwasserengel, könnte alles im Abgrund gelagert werden.

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Di, 09.07.2024 von frge

TV | Rentnercops
Gut gemacht5 Sterne

Gut gemacht. Die Alten Serien sind noch besser als die neueren. Gute Schauspieler.

Sa, 08.06.2024 von rüdiger.baehrens

TV | Ein starkes Team
Ein Leben nach dem Tod0 Sterne

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Mi, 14.02.2024 von amd2064

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Lost in Translation5 Sterne

Schöner Film ! Regt zum nachdenken an ! Sind sicher einige in gleicher Lage

So, 06.08.2023 von WoWie

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Lausitz von oben0 Sterne

Wer sich für die Lausitz von oben im wahrsten Sinne des Wortes interessiert, findet hier absolut ...

Di, 31.01.2023 von DanielAK

TV | Law & Order: Special Victims Unit
Tolle Geschichten, grossartige Schauspieler5 Sterne

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