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Fr, 21.07.2017
TV | Melaza
Alltag in Kuba3 Sterne
Am Beispiel eines jungen Ehepaares schildert Regisseur Carlos Lechuga den Alltag im heutigen Kuba. Wenn es ums nackte Überleben geht, kann die Kleinfamilie mit Teeny Tochter und Großmutter im Rollstuhl in der Wahl ihrer Mittel nicht wählerisch sein. Bei dem beengten Wohnraum in einer Blechhütte gibt es nur in einem Autowrack vor dem Haus so etwas wie Privatsphäre. Oder Aldo (Armando Miguel Gomez) und Monica (Yuliet Cruz) müssen ganz leise sein. Notgedrungen geht es da schon mal jenseits der Legalität zu. Als Westeuropäer kann man sich da leicht aufs hohe moralische Ross setzen, wenn Aldo heimlich Fleisch verkauft oder Monica sich prostituiert. Es droht eine Geldstrafe. Außerdem geht sie noch putzen und wird gefeuert. Das Großartige an diesem kleinen Film ist, dass Lechuga nie mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommt, auch nicht anprangert. Er kommt vielmehr mit leiser Ironie daher: Trockenschwimmen in einem leeren Swimming Pool der Schule. Er schildert nur ganz nüchtern den Kontrast zwischen offizieller Staatspropaganda und dem Ist-Zustand: stillgelegte Zuckerfabrik, die Radiostation tut so, als wäre sie noch im Betrieb. Monica braucht Geld. Man ahnt wo es herkommt. Man sieht nur, wie sie eine Matratze einladend ausbreitet…Später sitzt sie mit Aldo in der Badewanne. Monica muss sich reinigen. Trotz allem ist es immer noch ein Liebesfilm. Im Pool ist wieder Wasser. Oma verkauft Krapfen vom Rollstuhl aus. Die Kubaner sind Überlebenskünstler. Aldo und Monica finden noch Zeit auf dem Dorfplatz zu tanzen. Monica sagt ‘Lerne zu tanzen oder du stirbst beim Tanz‘. Das ist ihr Lebensmotto. Dann kann man auch wie am Ende die bestellten Claqueure Staatsfähnchen schwingen, wenn vom Lautsprecher die Wohltaten des Staates verkünden werden. Ein beachtenswertes Filmdebut.
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Do, 20.07.2017
TV | Her - A Spike Jonze Love Story
Samanthas Stimme4 Sterne
Eine Pfundsidee, die endlich mal als Film umgesetzt werden musste. Der vereinsamte Theodore (Joaquin Phoenix), der davon lebt, dass er für andere Liebesbriefe schreibt, kauft sich einen sprechenden Computer mit künstlicher Intelligenz, ein sogenanntes O.S. (operating system). Seine Ex Catherine (Rooney Mara) nennt Samantha ‘ein Stück Software‘. Theodor entwickelt schnell ein sehr persönliches Verhältnis zu Samantha. Luise Helm ist eine würdige Vertretung der Stimme von Scarlett Johansson. Eine Figur, die wir nie sehen, dafür aber mit viel Gefühl in der Stimme hören. Mit sorgfältiger Logik geht Regisseur Spike Jonze hier ans Werk. Es fehlt Theodore halt nach wie vor ein echter weiblicher Körper. Also muss ein Blind Date her (Olivia Wild). Fehlschlag! Noch genialer ist eine Ersatzfrau, Isabella, die nur stumm agiert, während Samantha das Reden übernimmt. Klappt auch nicht. Samantha arbeitet weiter und so muss sie Theo gestehen, dass sie fremd geht (sie ist für ihn off-line) d.h. noch 8316 Menschen betreut, 64 davon liebe. Die kurze Phase von Theos Glück ist vorbei. Der finale Gipfel dieser Sci-Fi Beziehung ist erreicht, als Samanthas mit anderen O.S. zu Alan Watts eine Zweitbeziehung aufbaut, einem Philosophen (1915-1973), der über Zen, Buddhismus und Daoismus gearbeitet hatte. Dahin kann ihr Theo nicht mehr folgen. Die etwas übertriebene Omnipräsenz von Joaquin Phoenix als O-li-ba-Träger (meist Großaufnahmen) macht den Plot nicht unbedingt attraktiver. Die endlosen Dialoge stellen erhöhte Anforderungen an die Zuschauer. Und wenn er am Ende mit der ebenfalls inzwischen allein lebenden Jugendfreundin und Nachbarin Amy (Amy Addams) auf dem Dach des Wohnblocks sitzt, atmet man auf und sagt ‘Na ja.‘ Ein herber Blick in die ‘Schöne, neue Welt‘. Gute Idee (Oscar!), aber etwas zäh umgesetzt.
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Di, 18.07.2017
Kino | Little Tony OmU
Bauer Brand zwischen Keet und Lena4 Sterne
Ein typischer Warmerdam-Film: schrill, skurril und ein bisschen scharf gewürzt. Eine Dreierkonstellation der besonderen Art, die in einer makabren Groteske endet. Abstruse Dialoge mit teilweise deftigem Vokabular (- ‘Bist du beleidigt?‘ – ‘Nein, ich bin scheißen!‘) Allein das Haus mit schwarzen Wänden und vielen angrenzenden Türen (Wohnzimmer, Küche, Klo) ist ein sehenswerter Ort. Hier lebt Bauer Brand (Regisseur Warmerdam) mit seiner Frau Keet (Annet Malherbe). Er ist Analphabet. Keet besorgt ihm die Hauslehrerin Lena (Ariane Schluter). Da Keet keine Kinder bekommen kann, wird Brand zu ihrem Bruder, Keet zu seiner Schwester. Ergebnis ist der titelgebende kleine Tony, den Lena zur Welt bringt. Keet wird Tante. Aber sie liebt Brand immer noch. Die Situation eskaliert. Das Verhältnis Brand – Lena entwickelt Eigendynamik. Beide Frauen bestürmen ihn. Tante Lena gibt dem kleinen Tony ihre Brust…Schlamm Catchen für Damen ist angesagt. Letztendlich versucht Keet die Nebenbuhlerin zu vergiften, dann zu ertränken. Brand kommt Lena mit einer Axt zu Hilfe… Little Tony staunt über Tauben um sein Körbchen…Ein offenes Ende. Drei großartige Schauspieler machen diesen Film äußerst unterhaltsam. Die dralle Keet hat den schwierigsten Part: zwischen Verlassen Werden und unerfüllter Liebe. Lena, das scharfe Schnittchen nutzt ihren Sex für ihre Zwecke und Brand, der arme Tropf, kommt ungewollt zu einem Kind, weil er nicht Nein sagen konnte. Härter als Vergleichbares, aber auch schockierender, weil direkter. Ein echter Warmerdam eben.
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Fr, 14.07.2017
TV | Astrée und Céladon
Stilvolle Langeweile2 Sterne
Ein Schäferspiel, das im Rokoko spielt und das sich ausschließlich um die Liebe dreht. Der große Eric Rohmer hat einen Film gemacht, der aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Typisch für das Genre hüpfen hier putzige Nymphen und leichtfüßige Schäfer umeinand, verlieben sich, trennen sich durch Missverständnisse und finden sich am Ende wieder. Der Titel fokussiert sich auf Astrée (Stéphanie Crayencourt) und Céladon (Andy Gillet). Er wird nach einem misslungenen Suizidversuch von drei Nymphen gesund gepflegt. Und die wollen den schönen Jüngling natürlich nicht wieder davonziehen lassen. Endlose Dialoge über Bienen und Blüten bestimmen die Szenerie. Man schwelgt in depressivem Selbstmitleid. Damit das noch schöner und schwerer zu ertragen ist verzieht sich Céladon in den Wald und verkleidet sich mehrfach als Mädchen. Er schwadroniert über die absolute Liebe und die zwischen Bruder und Schwester. Man muss sich zwingen ihm gedanklich zu folgen. Dabei sagt er weißgott nichts Neues. Er verklausuliert es nur umständlicher als das Silbenrätsel ‘Um die Ecke gedacht‘. Da im Original gedreht, tun die deutschen Untertitel ein Übriges um das Verständnis zu vernebeln. Wer die erste halbe Stunde überstanden hat, dem gelingt es vielleicht auch den Rest durchzustehen. Rohmer ist nie ein leichter Film gelungen, aber der hier ist schwieriger als atmen unter Wasser ohne Sauerstoffflasche. Es drängt einen aufzutauchen (wegzuzappen!) und Luft zu schnappen. Und dabei lebt es sich in Arkadien doch so schön! Nur davon kriegt man hier nicht viel mit. Oh Eric!? Auf jeden Fall sollte man sich – wenn überhaupt - diesen Film zusammen mit ‘MAESTRO‘ anschauen. Reihenfolge ist egal, ob erst das Original (A&C) und dann die Hommage / Persiflage oder umgekehrt.
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Do, 13.07.2017
TV | Maestro
Ein Nullum1 Stern
Der Film von Léa Fazer soll wohl eine Hommage an den großen Éric Rohmer sein. Also hat dessen Freund Jocelyn Quivrin und die Regisseurin alles ins Drehbuch gepackt, was so zum Dreh eines Films gehört. Angefangen vom Casting bis zur fingierten Pressekonferenz vor leerem Saal in Venedig. Für eine ironische Betrachtungsweise reicht die Ironie nicht. Die Witzchen sind flach, die Komik eindimensional. Alles ist nur halbherzig. Selbst die Liebesgeschichte zwischen Henri (Pio Marmï) und Gloria (Déborah Francois) wird auf einen Kuss reduziert, den die zwei Darsteller am Set verlängern, obwohl der Maestro (Michael Lonsdale) schon längst ‘Cut!‘ gerufen hat. Ein weiterer mutmaßlicher ‘Brüller‘ ist ein Handy, das beim Dreh dieses Schäferspiels aus dem Barock klingelt. Oder man sieht Henri Dudelsack spielen und hört aber den Sound einer Klarinette. Da fällt es dann nicht weiter ins Gewicht, wenn das Einhorn sein Horn verliert. (Ich schmeiß mich weg!) Das Vorurteil, dass die Filmleute alle was an der Klatsche haben, wird hier vollauf bestätigt. In diesem Chaos gilt wohl nur die Devise ‘Augen zu und durch!‘ Hier sind nur Dilettanten und Durchgeknallte am Werk. Und alles geschieht unter der Leitung von Maestro. Und als der Dreh zu Ende ist und der Film auch, sind alle erleichtert. Maestro Michael Lonsdale spielt sich selbst als Filmlegende und tappt sinnsuchend durchs Bild. Lediglich Déborah Francois beeindruckt durch ihren jugendlichen Charme. Weder geistreich noch amüsant, weder unterhaltsam noch rührend. Ein Nullum! Ein Luftballon würde wenigstens fliegen. K.V.
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Mo, 10.07.2017
TV | 22 Kugeln - Die Rache des Profis
Mafiakrieg in Marseilles4 Sterne
Der Originaltitel nennt Hauptdarsteller Jean Reno (als Charly Matteï) den ‘Unsterblichen‘ und das trifft durchaus zu, denn er wurde bei einem Anschlag in Marseille von Kugeln durchlöchert. Sein Gegenspieler ist sein Freund aus Kindertagen Tony Zacchia (Kad Merad). Es fällt nicht leicht, ihm den großen Mafiaboss anzunehmen, denn ihm hängen immer noch die ‘Sch’tis‘ aus der optischen Jacke. Der familiäre Hintergrund spielt hier eine große Rolle. Dazu gehören Charlys Kinder, Frau und Oma. Und das findet auch eine Weiterführung in Charlys polizeilicher Verfolgerin Marie Goldman (Marina Foïs), mit der er einen pfiffigen Deal macht. Beiden ist gemeinsam ihr ausgeprägter Familiensinn. Es wird gekillt, gefoltert und rasant verfolgt und das in schneller Schnittfolge und flotten Dialogen. Die staubtrockene Ermittlerin Marie Goldman bildet ein ausgewogenes Gegengewicht zum übermächtigen Paten Charly. Jean Reno gibt wie immer sein Bestes, obwohl er recht schnell wieder auf Bäume klettern kann, um in Tonys Anwesen zu gelangen. Ihm gelingt der Spagat zwischen knallhartem Gangster und einem, der das Herz am rechten Fleck hat. Als sein Anwalt Beaudinard (Jean-Pierre Darrussin) - eine Idealbesetzung oft in der zweiten Reihe - Charly gestehen muss, dass er beim Anschlag auf sein Leben damals dabei war – aber danebengeschossen hat, vergilt ihm sein Klient Gleiches mit Gleichem. Kleine symbolträchtige Details bereichern den Thriller von Richard Berry (mit einem Cameo dabei): ein kurzer Besuch von Maria am Grab ihrer Mutter oder Donizettis Wahnsinnsarie aus ‘Lucia von Lammermoor‘, die immer wieder zu hören ist, wenn es spannend wird oder wenn der Zuschauer Downchillen kann. Der Dialog mit seiner Katze ist nett, das oft verwendete Klischee hingegen, dass Maries Vorgesetzter ein korruptes Arschloch ist quittiert sie mit einer Ohrfeige. Spannend, nicht übertrieben brutal, technisch brilliant kommt er ins Regal unter Family & Crime. Personality & Godfather.
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So, 09.07.2017
TV | SommerKino im Ersten: Birnenkuchen mit Lavendel
Der Geschmack von Wundern4 Sterne
Wie jeder Bäcker weiß, geht Birnenkuchen mit allem Möglichen weniger mit Lavendel. Soll wohl ‘n Scherz sein oder weil Lavendel im Filmtitel immer zieht. Das Original lautet ‘Der Geschmack von Wundern‘ und das trifft den Kern des Films schon eher. Lavendel ist nur eine optische Randerscheinung, als Pierre (Benjamin Lavernhe) durch besagte Felder geht. Er ist Star und Mittelpunkt des Films, ein Sonderling mit Asperger. Diese Krankheit kennen Kinogänger seit dem ‘Rain Man‘. Pierre ist treu, ehrlich, will niemandem etwas Böses und wenn er jemanden liebt zwickt er ihn – oder sie. Er purzelt buchstäblich Louise (Virginie Efira), verwitwete Mutter von zwei Kindern, vor die Füße und wird unentbehrlich. Sie hat eine Birnenplantage und ist finanziell am Ende. Wie es Pierre gelingt, Louise und ihren Kindern aus der Patsche zu helfen und ihn alle mögen, davon erzählt Eric Besnard in wunderschönen Bildern. Frankreichs malerisch bewölkte Landschaft, seine Gräser, Kornfelder und blühenden Obstbäume bringen das Sommerfeeling über die Rampe. Die absonderlichen Eigenschaften von Pierre sorgen für ausreichend Komik: ausgeprägter Ordnungssinn, (wie wir ihn vom Kollegen ‘Monk‘ her kennen), vorausschauendes Handeln (heizen der Obstplantage mit Eimerkerzen, weil Nachtfrost droht) und er verblüfft Kunden auf dem Markt durch seine profunden Fachkenntnisse. Als Computerexperte hat er sich beim Verteidigungsministerium eingehackt und kann Sohn Felix in Mathe helfen. Während sich die pubertierende Tochter Emma mit der Mutter fetzt, begleiten Pierre sein väterlicher Freund Jules (Hervé Pierre), der ihm Entscheidungshilfe gibt, wenn er sie braucht und Dr. Ferenza (israelisch-arabische Nahostikone Hiam Abbass), die darüber zu befinden hat, ob Pierre eingewiesen werden muss. Klar wie dieses leichte Sommerkino aus Frankreich ausgehen wird, aber ohne den obligaten finalen Kuss. Pierre zwickt sie nur mal. Leicht und zerbrechlich wie ein Baiser und fast so süß. P.S. Pierre und Louise passen symbolisch vom Titel her gesehen nur auf ihre eigen Art zusammen: sie steht für den Geschmack, er für den Duft. Eine genussvolle Beziehung der besonderen Art.
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Fr, 07.07.2017
TV | Birnenkuchen mit Lavendel
Geschmack von Wundern4 Sterne
Wie jeder Bäcker weiß, geht Birnenkuchen mit allem Möglichen nicht aber mit Lavendel. Soll wohl ‘n Scherz sein oder weil Lavendel im Filmtitel immer zieht. Das Original lautet ‘Der Geschmack von Wundern‘ und das trifft den Kern des Films schon eher. Lavendel ist nur eine optische Randerscheinung, als Pierre (Benjamin Lavernhe) durch besagte Felder geht. Er ist Star und Mittelpunkt des Films, ein Sonderling mit Asperger. Diese Krankheit kennen Kinogänger seit dem ‘Rain Man‘. Pierre ist treu, ehrlich, will niemandem etwas Böses und wenn er jemanden liebt zwickt er ihn – oder sie. Er purzelt buchstäblich Louise (Virginie Efira), verwitwete Mutter von zwei Kindern, vor die Füße und wird unentbehrlich. Sie hat eine Birnenplantage und ist finanziell am Ende. Wie es Pierre gelingt, Louise und ihren Kindern aus der Patsche zu helfen und ihn alle mögen, davon erzählt Eric Besnard in wunderschönen Bildern. Frankreichs malerisch bewölkte Landschaft, seine Gräser, Kornfelder und blühenden Obstbäume bringen das Sommerfeeling über die Rampe. Die absonderlichen Eigenschaften von Pierre sorgen für ausreichend Komik: ausgeprägter Ordnungssinn, (wie wir ihn vom Kollegen ‘Monk‘ her kennen), vorausschauendes Handeln (heizen der Obstplantage mit Eimerkerzen, weil Nachtfrost droht) und er verblüfft Kunden auf dem Markt durch seine profunden Fachkenntnisse. Als Computerexperte hat er sich beim Verteidigungsministerium eingehackt und kann Sohn Felix in Mathe helfen. Während sich die pubertierende Tochter Emma mit der Mutter fetzt, begleiten Pierre sein väterlicher Freund Jules (Hervé Pierre), der ihm Entscheidungshilfe gibt, wenn er sie braucht und Dr. Ferenza (israelisch-arabische Nahostikone Hiam Abbass), die darüber zu befinden hat, ob Pierre eingewiesen werden muss. Klar wie dieses leichte Sommerkino aus Frankreich ausgehen wird, aber ohne den obligaten finalen Kuss. Pierre zwickt sie nur mal. Leicht und zart wie ein Baiser und fast so süß.
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Fr, 07.07.2017
TV | Harry meint es gut mit dir
Warten auf den 'Pferdefuß'3 Sterne
Anfangs traut man seinen Augen nicht, denn so nett und freigiebig wie Harry (Sergi López) ist, kann doch niemand sein. Er ist einfach überirdisch, kennt alle Details aus dem Leben seines Schulfreundes Michel (Laurent Lucas), weiß von dessen ersten Schreibversuchen in ihrer Schülerzeitung (‘Die fliegenden Affen‘) und kennt auch Michels Eltern. Aber der Titel hat uns ja vorgewarnt. Harry schenkt Michel ein Auto (SUV). Bleibt zu Besuch bei Michel und Ehefrau Claire (Mathilde Seigner) mit seiner Freundin Prune (‘die Pflaume‘ sic!) (Sophie Guillemin). Michel findet sie doof, Harry sexy. Nach jedem Orgasmus isst er ein Ei. Man wartet auf den besagten ’Pferdefuß‘ und der kommt und zwar mit Wucht. Harrys Motive bleiben etwas im Unklaren, ihre Auswirkungen sind schockierend. Zunächst sind Michels Eltern dran, dann sein Bruder Eric (Michel Fau). Die Mordlawine dreht sich weiter, droht alle zu begraben. Sogar Prune fällt ihm zum Opfer. Alles scheint außer Kontrolle zu geraten: Ehekrieg zwischen Michel und Claire, der baggert Prune an… Um seine eigene Familie zu retten, ersticht Michel seinen Freund. Alle Leichen landen in einer Grube, die wir von Anfang an kennen. Also alles wieder F.F.E. Michel hat an seinem Roman weitergeschrieben, Titel ‘Die Eier‘. Vielleicht ein Enthüllungsroman? Ein verstörender Thriller jenseits von Moral und Konvention. Ein Mord als Rettung um Schlimmeres zu verhindern!? Also Böses mit Bösem bekämpfen. Vom Wundern zum Nägelkauen. Spannende Unterhaltung.
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Di, 04.07.2017
TV | Wild Target - Romanze in Blei
Die Kleptomanin & der Killer4 Sterne
Es gibt viele Arten von Komödien: manche sind albern, andere wiederum schwarz oder verursachen Schenkelklopfer bis zum Abwinken, einige sogar ekelig und dann gibt es solche wie das ‘Wilde Ziel‘ hier. Das ist einfach eine nette Brit Comedy. Ohne tieferen Sinn aber höchst unterhaltsam. Das ‘wilde Ziel‘ sprüht nicht vor Witz und Esprit, nichts Auffälliges im Dialogbereich, bisweilen sogar leichte Anlehnung an Pulp Fiction in der Absurdität des Tötens. Das geht stets mit Humor von Statten. Kurz und schmerzlos, wenn es denn mal klappt. Bei Auftragskiller Victor Maynard (Bill Nighy) gehen gleich haufenweise Tötungsversuche am Objekt Kunstdiebin und Kleptomanin Rose (Emily Blunt) daneben. Und wenn die eiskalten Killer so dämlich sind, wie die von Kunstsammler Ferguson (Rupert Everett), ist das ein Angriff auf die Lachmuskeln. Selbst der Oberkiller der Zunft Dixon (Martin-Hobbit-Freeman) gehört dazu. Bei der angedeuteten Lovestory zwischen Rose und Victor macht’s der Altersunterschied. Was sich liebt das neckt sich… zunächst. Sie liebt ihn wie eine alte Eiche und fühlt sich bei ihm sicher und geborgen. Rose ist eine flippige Maus modisch aus dem Swinging London der 70er Jahre und er ein penibles, wohl behütetes Söhnchen, klebt, - wenn er nicht mordet - an Mamas (Eileen Atkins) Rollstuhlbremse. Der dritte im Trio ist Tony (Rupert-Potter-Grint) eigentlich eine Verlegenheitslösung, aber Lieferant zusätzlicher Komik. Als er nackt aus der Wanne springt, weil Victor das Bad betritt und Tony homosexuelle Absichten vermutet, fragt er ihn ‘Was ist ihr erster Gedanken?‘ - Victor: ‘Meine Zwergulme.‘ Die pflegte nämlich kurz zuvor der Bonsai Enthusiast mit Hingabe. Wenn beim finalen Zusammentreffen jeder eine Pistole auf den anderen richtet, löst Mama das Problem von der Empore. Entspannend und amüsant. Ein Sorgenvergesser!

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