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Mo, 03.07.2017
TV | Dirty Harry
Der Mann fürs Grobe4 Sterne
Mit diesem Film legte Regisseur Don Siegel den Grundstein für eine Kultserie und machte Dirty Harry zum Klassiker des Genres. Es ist nicht nur die technische Qualität des Films, die immer noch (seit 1971) überzeugt. Der Killer Scorpio (Andrew Robinson) sieht ihn kommen, wir sehen nur seine immer größer werdenden Augen. Unvergessliche Szenen gab es wie den Banküberfall am Anfang mit der Fontaine aus dem Hydranten und dem Ratespiel mit dem angeschossenen Gangster über die Anzahl der Kugeln in seinem Colt. Viele Einstellungen sind im Halbdunkel oder mit Teilbild gedreht. Clint Eastwood ist wie auch in seinen Western (z.B. in der Dollar-Serie) supercool und hat lockere Sprüche drauf. Inhaltlich bietet der Film nichts Neues: ein Heckenschütze erpresst die Stadt und stellt Lösegeldforderungen. Nach Verhaftung und Freilassung wird’s interessant, weil neu: Scorpio lässt sich zurichten, um sich der Presse gegenüber als von der Polizei Misshandelter auszugeben. Ein gekidnappter Schulbus führt zum Finale, wo Harry sowohl auf dem Dach des Busses als auch auf einem Förderband sein Können unter Beweis stellen kann. Der Showdown ist allerdings spektakulär und endet wieder mit der Frage nach den restlichen Kugeln in seinem Colt. Es gehört zur Figur des Dirty Harry, dass er erst schießt, dann redet und dem Zuschauer mit seinen Aktionen eine gewisse Genugtuung verschafft, obwohl es rechtlich grenzwertig ist. Seinen Vorgesetzten gefällt das natürlich keineswegs, die ihn prompt vom Dienst suspendieren. Fahndungserfolg und Zwangsurlaub liegen dicht beieinander. Und dieser Ur-Dirty-Harry kommt ohne nennenswerte Frauenrollen aus. Das wird sich ändern.
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So, 02.07.2017
TV | Forrest Gump
Wenig Grips, viel Herz4 Sterne
Eine amerikanische Erfolgsstory von einem etwas zurückgebliebenen, gehbehinderten Muttersöhnchen kombiniert mit einem Abriss der amerikanischen Geschichte. Das sentimentale Ende wird durch dezente Komik und einen optischen und akustischen lyrischen Schluss abgerundet: ein Ohrwurm zur tanzenden weißen Feder. Der Held (Tom Hanks) erzählt seine Lebensgeschichte an der Bushaltestelle. Die bewegt sich zwischen Mama (Sally Field) und Jenny (Robin Wright) seiner Sandkastenliebe, die ein Leben lang hält, obwohl beide in zwei verschiedenen Welten leben. Forrest irrlichtert zwischen historischen Ereignissen und Persönlichkeiten umher z.B. Nixon, Kennedy, Johnson oder John Lennon. Und er trifft auf Reaktionen von Nixons ‘Ping-Pong-Politik‘, auf Vertreter der Black Panther oder der Hippies. Forrest kämpft in Vietnam, wird dekoriert und findet seinen Lebenssinn im Laufen. Da nimmt er messianische Züge an. Das Feeling für die Zeit bringt der Score mit klassischen Vertretern wie CCR, Beach Boys, Simon & Garfunkel, den Doors oder Jimmy Hendrix. Regisseur Robert Zemeckis begleitet seine Figuren mit viel Empathie, der Humor ist nie verletzend. Tom Hanks mimt den Forrest mit genialem, unbeweglichem Gesichtsausdruck und einem Laufstil wie mit rohen Erbsen in den Schuhen und rohen Eiern in der Hose. Das Faszinierende ist seine infantile Weltsicht, die auf glückliche Zufälle trifft oder umgekehrt. Er ist einfach erfolgreich und wundert sich keineswegs darüber. So nimmt man ihm auch das rührende Ende ab mit Jennys Tod und Sohn Forrest, der sehr klug ist. Man lacht nicht über Forrest, man schmunzelt nur und lässt sich von der Story davontragen wie die weiße Feder vom Wind. (6 Oscars! Alle verdient!)
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Sa, 01.07.2017
Kino | Bella Martha
M & M4 Sterne
Sandra Nettelbeck ist eine wundervolle Symbiose zwischen leckeren Gerichten, den eigentlichen Hauptdarstellern des Films und einer Liebeskomödie gelungen, die auch noch einen nachvollziehbaren Touch von Melodram beinhaltet und familienfreundlich endet. Martina Gedeck in der Hauptrolle trägt und prägt den Film von der ersten bis zur letzten Einstellung. Die Sitzungen bei ihrem Therapeuten (August Zirner) bilden einen humorvollen Rahmen sogar noch mit einem ‘Nachschlag‘ am Ende. Nettelbecks Drehbuch kombiniert die Liebe zum Kochen mit der Liebe zum Koch Mario (Sergio Castellitto). Erst sind sie Konkurrenten, dann fachsimpeln sie als Gourmets. Marthas Geschmackstest mit verbundenen Augen ist ein Highlight des Films. Mario füttert sie mit einem Löffel. Martha: ‘Knoblauch‘…(zweiter Löffel) ‘Basilikum‘…- (Er küsst sie)…‘Sternanis‘. Sie kochen einfach quasi auf einander zu und treffen sich. Dabei sucht Martha die ganze Zeit nach Giovanni, dem Vater ihrer Nichte Lina und hat so ganz nebenbei genug mit der bockigen Göre zu tun. Und wenn sich ein Gast im Restaurant zu Unrecht beschwert, agiert Martha aus tiefstem Herzen, wenn sie daraus keine Mördergrube macht und ihm das rohe Rindfleisch auf den Tisch knallt. Doch damit nicht genug… Als Giovanni endlich auftaucht, hat die Achtjährige gerade begonnen, sich an ihre ‘neuen Eltern‘ zu gewöhnen. Das Drama zwischen Tante und Nichte überzeugt durchaus. Das verspätete Happy End findet erst im Abspann statt mit dem vollen Italienfeeling jenseits der Pizza. Köstlich.
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Do, 29.06.2017
Kino | No Man's Land
Cera auf der Mine5 Sterne
Wenn sich jemand mit Krieg auskennt, kann das wohl keiner besser als ein Serbe. Seit Jahrzehnten haben sich Volksgemeinschaften auf dem Balkan bekämpft. Eigentlich das ganze 20. Jahrhundert hindurch. Und auch davor bereits, wenn nicht die Türken gekommen wären und die Region in ihrem Sinne vorübergehend befriedet hätten. Der serbische Regisseur Danis Tanovic weiß also wovon er spricht, wenn er uns eine oscarprämierte Satire über den Jugoslawienkrieg der 90 Jahre vorführt. Doch der Film ist durchaus realistisch mit symbolischem Gehalt. Den optischen Rahmen bildet ein Sonnenaufgang am Anfang und ein Sonnenuntergang am Ende. Im Niemandsland zwischen den kriegführenden Parteien begegnen sich die Bosnier Ciki und Cera und der Serbe Nino in einem Schützengraben. Nach einem Beschuss hält man Cera für tot und legt ihn als menschliche Falle auf eine Mine. Ciki und Nino kommen sich näher, (man kennt gemeinsam ein Mädchen) es bleibt aber eine latente Feindschaft. (‘Wer hat angefangen?‘) und typisch ‘ Wer das Gewehr hat, hat das Sagen!‘ Durch mehrere herausragende Aspekte wird der Film dann wirklich preiswürdig: durch Originalaufnahmen des jahrelang gesuchten Kriegsverbrechers Karadzic – einem bosnischen Serben (sic!) und einem Besuch des französischen Präsidenten Mitterand bei ihm wird die historische Bedeutung unterstrichen. Der damals neu ins Vokabular der Weltgemeinschaft aufgenommene Fachausdruck ‘ethnische Säuberung‘ kommt vor. Und die sensationslüsterne TV Presse (überzeugend charakterisiert durch die Reporterin Jane (Katrin Cartlidge) wird teilweise ‘embedded‘, letztendlich aber durch einen Popanz an der Nase aus dem Ring geführt. Die Hilflosigkeit der Blauhelme (UNPROFOR) vor Ort verdeutlicht die Sinnlosigkeit ihrer Aktivitäten. Sowohl Offiziere (Simon Callow) als auch die Truppe sind einfach überfordert. Am Ende sind Ciki und Nino tot, alle ziehen ab und nur Cera liegt nach wie vor auf der Mine. Ein Anti-Kriegsfilm mit herb bitterer Botschaft, ein eindrucksvolles Dokument des heutigen Krieges.
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Di, 27.06.2017
Kino | Schöne Venus
Liebe, Liebe, Liebe, Baye, Tautou, Seigner2 Sterne
Es ist ein Mädelsfilm, den uns hier Tonie Marshall vorführt. Der Schönheitssalon von Madame Nadine (Bulle Ogier) wird zum Cat Walk für Frankreichs Grazien. Und da die Mädels es nicht tun, reden sie unentwegt darüber. Darunter leidet natürlich die Handlung. Es geht ums Verlassen werden, ums Anbaggern, um Sehnsüchte, Hoffnungen und Sorgen der Frauen. Alles verpackt in einem munteren Reigen prominenter Geschlechtsgenossinnen der Venus bzw. Kundinnen oder Mitarbeiterinnen des Instituts. Besonders drei kristallisieren sich aus der Menge heraus: Das Küken Marie (Audrey Tautou), die reife Angèle (Nathalie Baye) und die dralle Maid Samantha (Mathilde Seigner). Hier fällt auch ein Steifflicht auf ihr Privatleben. Aus dem Heer der Kundinnen ragt natürlich eine Exhibitionistische heraus. Da macht Claire Nebout eine äußerst gute Figur – auch ohne Kleider. (Regisseurin) Claire Denis hat Asthma, Edith Scob hat Flecken auf den Händen und Elli Medeiros vertritt Samantha, die ins Krankenhaus wechselt. Eine nette Abwechslung ist Angèles Besuch bei ihren Tanten Maryse (Micheline Presle) und Lydia (Emmanuelle Riva). Das schwatzhafte Duo kreist nur um sich selbst und nimmt ihre Nichte gar nicht recht wahr. Als männliche Vertreter sind Gilbert Melki als stummer Zuhörer, Robert Hossein, der Marie mit Geschenken überhäuft und der Bildhauer Antoine (Samuel Le Bihan), der Angèle wie ein Stalker verfolgt. Mit ihm spielt Angèle das beliebte ‘Nichtdoch-doch-Spiel‘, während seine Verlobte auf ihn wartet. Da baut Tony Marshall noch einen Hauch von Problemchen ein: ein Schuss der Verlobten trifft die Leuchtreklame, die sich in einem Funkenregen wie ein Vorhang vor dem finalen Kuss versprüht. Eigentlich hatte das ja Angèle so nie vor. Sie hatte stets behauptet ‘Liebe ist nur ein Mittel, um jemanden seiner Freiheit zu berauben.‘ Leichte Kost mit viel Weiblichkeit, die selten die Oberfläche verlässt.
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Mo, 26.06.2017
TV | Wer die Nachtigall stört
Atticus ist der Größte5 Sterne
Das ist ein Beispiel wie aus einem wichtigen Roman ein großartiger Film werden kann. (3 Oscars!) Das Drehbuch von Horton Foote entnimmt der Vorlage nur so viel, dass man gerade noch sagen kann ‘nach dem Roman von Harper Lee.‘ Die hat zugegeben, dass Robert Mulligan ihr Buch wundervoll umgesetzt hat. Wie Recht so doch hatte. Ein Großteil des Verdienstes gehört aber auch den großartigen Darstellern. Und hier wiederum den beiden Kindern von Atticus Finch Jem (Phillip Alford) und Scout (Mary Badham), ganz zu schweigen von Gregory Peck in einer seiner vielen Superglanzrollen (Oscar!). Gerade der erste Teil, der wie ein Kinderabenteuer daherkommt, steckt voller empathiegetränkter Scherze. Das Haus des alleinerziehenden Anwalts Atticus bildet quasi eine Gegenwelt zum Ambiente, das von Bob Ewell (James Anderson) bestimmt wird. Viele teilen die Meinung dieses proletenhaften Rassisten, der Atticus einen ‘Niggerfreund‘ nennt. So ist es keine Überraschung, dass der farbige Tom Robinson (Brock Peters) wegen Vergewaltigung verurteilt wird, obwohl er der geistig etwas zurückgebliebene Mayella Ewell (Collin Wilcox) nichts getan hat. Er wird auf der Flucht erschossen!? Überraschend ist hingegen der Ausgang des Films mit einem Hinweis auf den lyrischen Titel. Geschickt hat das Drehbuch am Anfang das unheimliche Nachbarhaus, in dem ein gewisser Boo Radley (Robert Duval, mit einem kurzen, schweigsamen aber sehr eindrucksvollen Auftritt) spielerisch eingeführt. Als Jem und Scout im Dunkeln überfallen werden, ist der Übeltäter tot. Der Verdacht fällt auf Jem und Atticus ist sogleich bereit bei Anklage, seinen Sohn zu verteidigen. Sheriff Tate sagt, Bob Ewell sei in sein Messer gefallen und die kleine Scout erklärt ihrem Vater, warum es keine Anklage geben soll. ‘Das wäre so, als wollte man auf einen Singvogel schießen und dabei die Nachtigall stören.‘ Das ist deutlicher als es Harper Lee gesagt hat. Genial, wichtig und sehr unterhaltsam.
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Di, 20.06.2017
TV | A Million Ways to Die in the West
Promies in Shit1 Stern
Wenn Regisseure das Drehbuch schreiben und selbst die Hauptrolle übernehmen, hat das oft nichts Gutes bedeutet. So auch hier. Den Inhalt kann man stellenweise nur mit Wörtern aus der Fäkalsprache beschreiben. Da ist der pinkelnde Schafspimmel noch das harmloseste Utensil, von dessen Strahl Albert (Regisseur Seth MacFarlane) eine Gesichtsdusche erhält. Aber wie beschreibt man eine Situation, wenn ein Cowboy mitten auf der Hauptstraße des Ortes vom Durchfall befallen zwei Hüte vollkotet, indem er sie bei heruntergelassenen Hosen als Nachttopf benutzt. Und man sieht den braunen Brei auch noch, begleitet von Flatulenzen der lauteren Art. Gut, dass es kein Geruchskino gibt. Das soll Komik sein!? Hallo, das verursacht Schenkelklopf-Orgien!? Dagegen ist die Blume, die Anna (Charlize Theron) ihrem Ehemann Clinch (Liam Neeson) zwischen die Pobacken klemmt, nachdem sie ihn niedergeschlagen hat, noch ein amüsanter Gag. (Diese Blume nennt man übrigens ‘Tränendes Auge‘ oder ‘schwarzäugige Susanne‘.) Ein Kaktus hätte thematisch auch gepasst. Beim vorbereitenden Petting zum GV zwischen Sarah Silverman und Giovanni Ribisi reißt sich Kameramann Michael Barrett noch rechtzeitig am optischen Zügel und nur das Gespräch erwähnt Klitoris und Vagina: ‘Guck mal…‘ Ein Großteil der Handlung (eigentlich alles) besteht aus einer Aneinanderreihung von Klischees aus dem Wilden Westen, die nur durch derbe Scherze leicht überdreht daherkommen. Die Dialoge sind eine Endloskette von Kalauern, die zwischen schlichter Einfalt und unbefangener Dämlichkeit herumwabern. Manche Kritiker loben das als unbeeinflussbare Gradlinigkeit des Regisseurs. Die Klischees langweilen, die Handlung besteht meist aus Klamauk ohne jegliche Entwicklung und die Figuren glänzen mit zotigen Reden, die oftmals unterhalb der Gürtellinie liegen. Ein angemessenes Bewertungskriterium wäre: ‘Das ist ausgesprochene Scheiße!‘ Man sieht sie und es stinkt buchstäblich zum Himmel.
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So, 18.06.2017
Kino | Fast Food, Fast Women OmU
Die Wegwerf-Frauen4 Sterne
Quasi als Fortführung seines früheren Films hat Amos Kollek wieder eine Großstadtballade gemacht. Hier heißt ‘Sue‘ allerdings Bella (Anna Thomson), beide haben die gleichen Probleme, in einer bindungsunfähigen Welt, in der aus männlicher Sicht die Frauen wie Schnellgerichte konsumiert und dann kurzerhand weggeworfen werden. Als echter Kollek-Auftakt legt sich Bella diesmal auf einen Zebrastreifen. Diese symbolische Szene ist für den ganzen Film bestimmend. Kollek schildert ein ernstes Problem mit viel Witz und treffenden Dialogen. Aber es gibt auch Begegnungen die anrührend sind. Und anders als sonst hat er für diesem Film einen märchenhaften Schluss gefunden: die arme Kellnerin Bella hilft einer alten Frau (Irma St. Paul), die überfallen wird und erbt nach deren Tod $ 9 Millionen. Da ist z.B. Bellas Altlast, der verheiratete Regisseur George (Austin Pendleton), der nur mal kurz zum Ficken bei ihr vorbeischaut. Bruno (Jamie Harris), ein erfolgloser Schriftsteller und Vater fährt Taxi und denkt ebenso wie George. Ganz anders ergeht es dem galanten Witwer Paul (Robert Modica). Er findet über eine Anzeige die fast gleichaltrige Emily (Louise Lasser) und, oh Wunder, bei den beiden gibt’s ein Happy End. Ganz so weit kommt Seymour (Victor Argo) bei seiner Stripperin Wanda (Valerie Geffner) in einer Peep Show noch nicht. Aber er arbeitet dran, dass es das Herz erwärmt. Diese bunte Mischung wird noch durch eine stotternde Hure (Angelica Page) komplettiert, die auch für echte Gefühle steht. Man kennt sich im Viertel und so reden die Ladies im Fitness Studio und die alten Männer auf der Bank im Park über das Eine. In den episodenhaften Geschichten gibt es auch Querverbindungen. Manche Figuren fahren bei Bruno im Taxi mit. Der dann auch schon mal zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Bella macht eine Achterbahn der Gefühle durch und als sie ganz oben ist, arbeitet sie einfach weiter wie zuvor etc. etc. Ein realistisches Zeitbild vom Leben in der Großstadt mit märchenhaftem Ende ohne es zu strapazieren.
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Mi, 14.06.2017
Kino | Kafka
Fantasievolle Interpretation4 Sterne
Ein Film mit Wiedererkennungswert. Der Titel ist knackig, griffig, das Drehbuch (Lem Dobbs) lässt einen nicht mehr los und die ganze teilweise erfundene Handlung passt genau zu dem, was man vom Träger dieses Namens weiß und also erwarten kann. Regisseur Steven Soderbergh hat ein Starensemble vor die Kamera geholt und kann beim Zuschauer ein Gespür für das monströse, leviatanhafte Unbekannte entstehen lassen. Menschen und Situationen bieten das, was man ‘kafkaesk‘ nennt. Kafka (Jeremy Irons) getrieben von denen da oben. ‘Die‘, das sind die Behörden (u.a. Ian Holm als Dr. Murnau), die Polizei (hier vertreten durch Armin Müller-Stahl) und über allem thront das Schloss. Alec Guinness ist der undurchsichtige Bürovorsteher, dem Joel Grey (zwanghaft korrekt) unterstellt ist. Und direkt unter Kafka arbeiten die Zwillinge, die für die Komik zuständig sind. Sie haben etwas von ‘Rosenkranz und Güldenstern‘ an sich, werden später versuchen Kafka im Schloss abzuliefern. Dort oben, jetzt in Farbe, kommt dann eine ‘Clockwork-Orange-Atmo auf, wo man versucht, einen effizienteren Menschen zu erschaffen durch Operationen am offenen Gehirn und Elektroschocks. Doch Dr. Frankenstein/Murnau hängt bald selbst am Fließband. Kafka ist in anarchistische Kreise geraten, die sogar eine Bombe platzieren. Dominante Vertreterin und prominentes Opfer ist Theresa Russell. Wie alle anderen Akteure agiert auch sie nur mit Gesichtslähmung. Einzig Jeroen Krabbé ist als rettender Lebenskünstler locker unterwegs. Viele Szenen sind zwecks Akzentuierung durch Musik vom Hackbrett unterlegt. Ist Kafka am Ende ein gebrochener Mann? Ist er am Ende? Er hustet wie erwartet Blut. Egal. Spannend war’s allemal.

Neueste Bewertungen

Di, 09.07.2024 von frge

TV | Rentnercops
Gut gemacht5 Sterne

Gut gemacht. Die Alten Serien sind noch besser als die neueren. Gute Schauspieler.

Sa, 08.06.2024 von rüdiger.baehrens

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