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Di, 02.05.2017
TV | Endlich Witwe
Die fröhliche Witwe4 Sterne
Die ironischen Titel sind wohl ein Markenzeichen von Isabelle Mergault. Nach dem ‘Schönen Mann‘ folgt nun die unglaubliche Sehnsucht einer Frau. Anne-Marie (herzig fahrig Michèle Laroque) ist mit einem Schönheitschirurgen verheiratet. Sie ist allergisch gegen Hundehaare, er ein arrogantes Arschloch, das seinen Königspudel über alles liebt. ‘Du fällst doch schon die Treppe runter, wenn du nachts aufs Klo musst.‘ Er liebt Hunde und das Meer, sie Katzen und die Berge. Ein ‘t-t-tödlicher‘ Autounfall erlöst sie von diesem Übel und ein Liebhaber ist auch schon da. Leo (Jacques Gamblin) baut Boote und liebt Anne-Marie über alles. Besonders die Atmo im Bistro, jener typisch französischen Institution, ist gelungen: Lebensmittelpunkt, Kommunikationszentrum und Alternative zu den eigenen vier Wänden. Die Verwandtschaft rückt an und vermiest ihr alles. Es wird geheuchelt und gelogen was das Zeug hält und bis die Liebenden letztendlich vor einem Scherbenhaufen stehen. Etwas verunsichert geht Anne-Marie einfach. Auf und davon! Ein emanzipatorischer Cut mit zwei Jahren Pause leitet zum Happy End über, das vom Kameramann Phillipe Pavans de Ceccattyau optisch genial eingefangen wurde: Anne-Marie spiegelt sich in einer Fensterscheibe und erkennt den herannahenden Leo. Auf den finalen Kuss verzichtet Madame Margault. Das ist eine locker flockige Komödie in der Tradition von Pierre Richard und Louis de Funès.
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Sa, 29.04.2017
Kino | Ein Dorf sieht schwarz
Nichts für Schwarzseher4 Sterne
Der Titel besitzt mehrdeutige Qualität und beides trifft den Kern der Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht. a) Die Dörfler erwarten nichts Gutes und b) sie sehen einen Schwarzafrikaner. Es ist gottseidank keine reine Komödie mit Schenkelklopfer Wirkung, es gibt durchaus ernste Momente. Diese ernste Komödie beeindruckt ohne große spektakuläre Momente. Und anstatt auf den erwarteten Integrationserfolg zu warten, blickt der Abspann auf das restliche Leben der Familie Zantoko aus Zaire (Kongo). Der Vater Seyolo (Marc Zinga) hat in Frankreich sein medizinisches Examen abgelegt und tritt eine Stelle in Marley-Gomont in der tiefsten Provinz an, mit dem Hintergedanken französischer Staatsbürger zu werden. Eine angebotene Stellung beim korrupten Diktator Mobutu in seiner Heimat anzutreten lehnt er ab. Es wird durchaus realistisch geschildert, durch welche mutigen Aktivitäten Dr. Zantoko das Vertrauen der Dorfbewohner erlangt, die noch nie - wir sind in der 70er Jahren - einen farbigen Afrikaner aus der Nähe gesehen hatten. (z.B. Geburtshelfer bei einer Einwohnerin von Marley-Gomont, Tochter Sivi wird zum Fußball Star der Dorfmannschaft). Seyolos Frau Anne (Aissa Maiga) tut sich da viel schwerer. Ihre Telefonrechnung mit Zaire dokumentiert ihr Heimweh. Und wenn die Verwandtschaft, die in Brüssel wohnt Weihnachten zu Besuch kommt und die Christmette mit Gospelsongs und lautstarkem Tanz aufmischt, ist ihm das peinlich, die Dörfler schauen mit offenem Mund zu und staunen. Ein Highlight ist die Schulaufführung, die Seyolos Geschichte in kindliche Bilder umsetzt. Die Klischees von beiden Seiten liegen auf der Hand, werden aber nicht breitgetreten.
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Mi, 26.04.2017
Kino | Gloomy Sunday - Ein Lied von Liebe und Tod
Trauriger Sonntag5 Sterne
Das ist Rolf Schübels bester Film. Es geht um ein Lied (Titel!), das ins Ohr geht. Dann geht es vor allem um die Liebe: hier die melancholischste Dreierbeziehung, die ich kenne. Und das traurigste Happy End geht unter die Haut. Alle Involvierten sind unglücklich, suhlen sich aber in dem wärmenden Wonnegefühl und leiden herrlich vor sich hin. Ilona (Erika Marozsan) liebt dem Restaurantbesitzer Laszlo (Joachim Krol) und den Pianisten und Komponisten Andras (Stefano Dionisi). Laszlo :‘Jeder will beides: etwas für den Leib und etwas für die Seele.‘ Aus dieser Herz-Schmerz Romanze wird ein Politthriller, als die Nazis in Budapest einmarschieren. Der einstmals harmlose, verklemmte Hans Wiek (ganz ungewöhnlich für Ben Becker) kehrt als strammer NS Standartenführer nach Budapest zurück. Er verdient sich die Goldene Nase, indem er Juden gegen Bezahlung die Ausreise ermöglicht. Laszlo ist auch Jude. Ben outet sich endgültig als Schwein, als er von Ilona Sex einfordert und dennoch Laszlo nicht befreit. Und immer wieder hört man das Lied vom ‘Traurigen Sonntag‘. Es knistert im Restaurant als der Standartenführer das Lied verlangt und Andras es nicht spielen will. Ilona rettet die Situation, indem sie es singt, Andras kann sie nicht retten. Die Rahmenhandlung bildet wirklich den ‘Goldenen‘. Der alte Wiek kehrt als reicher Kriegsgewinnler an den Ort seine Missetaten zurück und stirbt. Emotionales Ende: die schwangere Ilona am Grab von Andras. Schwanger von wem? Selten war das Traurigsein so wunder schön und herzergreifend. Uns selten war es so gut gemacht und voll menschlicher Wärme.
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Fr, 21.04.2017
TV | Music of the Heart
Aus tiefstem Herzen2 Sterne
Eine wahre Geschichte wird von Wes Craven zu einer emotionalen Himmelfahrt gemacht. Mit sanfter Gewalt werden wir auf die emotionale Leiter geschoben und von Sprosse zu Sprosse, von Erfolg zu Erfolg gehievt. Im Grunde einer der tausend gefühlten Filme aus der Schule, wo die engagierte Musiklehrerin Roberta Guaspari (Meryl Streep) aus desinteressierten Kids wahre Wundergeiger macht. Im ersten Teil behindern die privaten Probleme von Lehrer und Schülern noch den Erfolgsverlauf der Story, verstärken aber gleichzeitig ihre emotionale Bindung. Auch das Privatleben der alleinerziehenden Mutter und der Versuch eines Neubeginns mit zwei möglichen Aspiranten (u.a. Aidan Quinn) als Ersatzväter sind noch recht abwechslungsreich. Natürlich wegen des tollen Einsatzes der Hauptdarstellerin. Ihrer Virtuosität am Instrument merkt man allerdings noch den Schnellkurs im Geigenspielen an. Wenn’s denn so war und am Ende ein Konzert der Kids in der Carnegie Hall als Krönung des Films stattfindet, hängt weißgott der Himmel für die Beteiligten voller Geigen. Auf dem Weg zum Erfolg macht sich wegen der Wiederholungen etwas Langeweile breit. Es ist halt immer das gleiche Spielchen: erst klingen die Kids mit ihren Geigen wie eine quietschende Eisentür, dann wie Isaak Stern. Dazwischen wird nicht vergessen mal ab und zu auf die Tränendrüse zu drücken, damit kleinere Rückschläge besser verkraftet werden. Es ist ein Film über Musik, aber nicht ein Musikfilm. Auch wenn am Ende die Bedeutung des Musikunterrichtes als kulturelles Erbe betont wird. Die Rührseligkeit ertrinkt im Erfolgsaspekt der Handlung.
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Do, 20.04.2017
TV | Die Maisinsel
Der Alte & das Mädchen3 Sterne
Wenn man den Film von Giorgi Ovashvili politisch sieht; ist es eine Parabel auf den sowjetisch–georgischen Grenzstreitigkeiten unter besonderer Berücksichtigung von Abchasien. Und das bedeutet hier, dass sich Georgier und Russen nicht verstehen können. Man beobachtet sich, eine gemeinsame Sprache gibt es aber nicht. Ansonsten baut ein alter Mann (Ilyas Salman) und seine Enkelin (Mariam Buturishvili) auf einer Schwemmlandinsel im Grenzfluss Mais an. Dieses äußerst handlungsarme und ohne Lösung auskommende Werk ist fast ein Stummfilm vor einer eindrucksvollen Kulisse. Wind und Wetter liefern die musikalische Untermalung der Handlung: Großvater und Enkelin sind autark, ernähren sich von Fisch, bauen sich eine Hütte auf der im Fluss vorübergehend existierenden Insel, ernten Mais und helfen einem flüchtigen Soldaten (Tamer Levent), nach dem sowohl Sowjets als auch Georgier fahnden und der so spurlos ,wie er gekommen war, auch wieder verschwindet. Die Sätze der Dialoge kann man zählen. Und man bemerkt, wie sehr wir doch auf Worte fixiert sind. Selbst zwischen dem Alten und dem Soldaten fallen keine Worte. Er hilft dem Flüchtling (Gastrecht) mehr aber nicht. Er passt auf, dass seine Enkelin nicht allzu vertraut mit dem jungen Mann wird. Ein Unwetter macht die Arbeit der ganzen Saison zunichte samt Großvater… Wenn man sich dem Gewöhnungsprozess der Stille unterwirft, kann man sie eventuell sogar genießen. Ist halt Arthouse. Optisch reizvoll, inhaltlich diskutabel, kann man sich seine eigenen Gedanken zum Geschehen machen.
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Mi, 19.04.2017
TV | Der Major und das Mädchen
Onkel Phil & Susu3 Sterne
Von Billy Wilders erster Komödie, mit der er die Aufmerksamkeit der Amerikaner vom Krieg in Europa ablenken wollte, gefällt mir die Mehrdeutigkeit des Titels besonders. Außer dem Offiziellen ginge ja auch noch ‘Der Große und die Kleine‘. Susan Applegate (Ginger Rogers) macht auf Teeny und angelt sich Major Kirby (Ray Milland). Nettes Filmchen, das die Handschrift des Meisters erkenne lässt. Viele Gags und viel Situationskomik und zwei wunderbaren Hauptdarstellern. Besonders Ginger Rogers spielt die Doppelrolle: mal erwachsen, mal als Teenager exzellent und Ray Milland glänzt durch die scheibchenweise Erkenntnis dieser Verwandlung. Und das vorprogrammierte Happy End wird zuvor nur noch verbessert durch Ginger Rogers Verkleidung als ihre eigene Mutter. Wie gut, dass Onkel Phil etwas an den Augen hat. Harmlose nette Kriegsware aus Hollywood.
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So, 09.04.2017
Kino | Iris
'Dame' Iris Murdoch4 Sterne
Richard Eyre hat nicht nur der großen englischen Schriftstellerin ‘Dame‘ Iris Murdoch ein Denkmal gesetzt, er hat auch noch einen einfühlsamen Film über das fortschreitende Stadium der Alzheimerkrankheit gemacht. Vor allen Dingen schildert er aber die Situation eines berühmten intellektuellen Liebespaares ganz menschlich und beinahe auf Tuchfühlung. Dazu hatte er vier grandiose Schauspieler zur Verfügung. Aufgeteilt in zwei Phasen der Betrachtungsweise stellen Kate Winslet und Hugh-DowntownAbbey-Bonneville das jüngere Liebespaar dar und Judi Dench und Jim Broadbent das ältere. Der größere Teil konzentriert sich auf das Ende des Lebens von Iris Murdoch. Und hier geht uns die anrührende Beziehung der beiden Oldies besonders ans Herz und ist zu Recht mit Preisen ausgezeichnet worden. Von ihrem Werk (Romane, Theaterstücke und Lyrik) kommt besonders der philosophische Aspekt zur Geltung durch Ausschnitte von ihren Vorträgen. Aber auch ihre libertinäre Lebensweise kommt nicht zu kurz. Die fortschreitende Krankheit erkennt man an orthographischen Problemen, Sprechpausen auf Grund von Vergesslichkeit, ein Wissens- und Lese Test bis hin zum totalen Rückzug in ihre eigene Welt. Die hingebungsvolle Pflege durch John Bayley geht besonders unter die Haut, weil endlos geduldig bricht er auch mal zusammen. Es geht über seine Kräfte. Besonders gelungen ist der unaufdringliche ständige Wechsel von der Studentenliebe zum altehrwürdigen Ehepaar. Hier sind es die gekonnten Schnitte aus den Badeszenen über und unter Wasser: Kate und Judi, die Eindruck machen. Diese Abwechslung von tiefer menschlicher tragischer Dramatik und lebenslustiger, bisexueller jungen Frau macht den eigenen Reiz des Films aus und der bleibt dabei von Anfang bis Ende auf hohem Niveau.
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Fr, 07.04.2017
TV | Riverbanks
Der Soldat und die Schleuserin3 Sterne
Chrysa (Elena Mavridou) bringt Kinder illegal über einen Grenzfluss zwischen der Türkei und Griechenland, Giannis (Andreas Konstantinou) muss es verhindern. Er bewacht die Grenze. Sie verlieben sich. Der Film wird teilweise zweimal erzählt. Die Handlung macht eine Schleife. In der Mitte bleibt ein Info-Loch. Beim zweiten Mal wird die inhaltliche Lücke, die im ersten Durchgang ausgespart wurde, gefüllt. Es werden nicht nur Kinder über die Grenze geschleust, sondern auch Drogen in ihren Rücksäcken. Da kommen die Ganoven ins Spiel. Man ahnt einen Autounfall. Die Auswirkungen erfahren wir erst am Ende. Vor der allgemeinen Unsicherheit und der Angst, die die Drogenbosse verbreiten, wollen Giannis und Chrysa mit ihrem Baby fliehen. Regisseur Karkanevatos lässt uns in die Hierarchie einer Verbrecherorganisation blicken, in der auch Chrysa ihren Platz hat. Giannis ist in einem Minenräumtrupp eingesetzt. Daraus ergeben sich prekäre Situationen, wenn z.B. Kinder über ein vermintes Feld laufen und die Gefahr nicht begreifen können, in der sie schweben. Die Verliebten stehen im Grunde in gegen einander kämpfende Lager. Doch das wird ihnen nicht zum Verhängnis, denn die Gangster eliminieren sich gegenseitig. Ein Autounfall also! Was am Anfang eine vage Vermutung war, wird am Ende zur Gewissheit. Giannis verliert seine große Liebe, Chrysa ihr Leben. Interessant erzählt wie sich ein Fragezeichen nach dem anderen auflöst. Die ‘Schleife‘ bringt zwar Spannung mit sich, verhindert aber die Identifikation der Zuschauer mit den Personen. Ein aktuelles Thema mit Distanz erzählt.
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Fr, 07.04.2017
TV | Die Vögel
Musterbeispiel Spannungsaufbau4 Sterne
Ein Klassiker des Masters of Suspense. Die Romane der Daphne du Maurier, dieser wilden Hummel, haben ihm wohl besonders gefallen. Und hier vielleicht besonders das Frauenbild. Nach wie vor ist der Held Mitch (Rod Taylor) ein Mann. Aber das weibliche Pendant Melanie (Tippi Hedren) setzt ihm nach und bringt die Love Story ins Rollen. Sie steuert sogar das Boot selber. Das Geniale an diesem Film ist aber die Steigerung der Spannung in sechs Stufen ohne am Ende eine Erklärung zu liefern wieso, weshalb, warum… 1. Ein harmloser Angriff eines Vogelschwarms aus dem Kamin. 2. Erste Leiche mit ausgehackten Augen (ein Schocker!). 3. Erste Vollversammlung der Raben/Krähen auf einem Spielplatz. 4. Explosion mit Feuer und massiver Vogelangriff. 5. Die tote Lehrerin Annie (Suzanne Pleshette) die Ex von Mitch. Er und Melanie gehen gaaanz laaangsam durch ein ‘Vogelmeer‘. Eine lange, stille Phase ohne Worte. Es liegt ein Brummen in der Luft. 6. Als Finale ein erneuter, heftiger Angriff der Vögel mit Großaufnahmen (Melanie) und Abzug aller Beteiligten. Mitch und die Mädels gehen gaaanz laaangsam zum Auto und fahren davon wie weiland der Cowboy, der in den Sonnenuntergang in die Prairie reitet. Daneben, bzw. parallel dazu gibt es aber noch ein Mutter – Sohn Problem: Mitch und Lydia (Jessica Tandy). Durch die Gefahr von außen muss Lydia das Verhältnis ihres Sohnes zu Melanie dulden. Mögen tut sie es nicht. Auch wenn wir heute durch viel brutalere Szenen Schwielen ins emotionale Kostüm bekommen haben, war das für die frühen 60er Jahre ein erstaunlicher Schocker, der mit seiner Machart immer noch beeindruckt.

Neueste Bewertungen

Di, 09.07.2024 von frge

TV | Rentnercops
Gut gemacht5 Sterne

Gut gemacht. Die Alten Serien sind noch besser als die neueren. Gute Schauspieler.

Sa, 08.06.2024 von rüdiger.baehrens

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Ein Leben nach dem Tod0 Sterne

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Mi, 14.02.2024 von amd2064

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Schöner Film ! Regt zum nachdenken an ! Sind sicher einige in gleicher Lage

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Lausitz von oben0 Sterne

Wer sich für die Lausitz von oben im wahrsten Sinne des Wortes interessiert, findet hier absolut ...

Di, 31.01.2023 von DanielAK

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Die Geschichten sind toll erzählt, berührend, glaubhaft, spannend, emotional. Die Schauspieler ... mehr

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