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Sa, 25.03.2017
Kino | Das verflixte 7. Jahr
Der Vamp & der Spießer5 Sterne
Der Film ist quasi die kleine Schwester von ‘Manchen, die es heiß mögen‘. Und jeder wartet nur auf di Szene, in der Marilyn über dem windigen U-Bahn-Schacht steht. Dabei übersieht man bei dieser klassischen Komödie die genial witzige Einleitung mit der Parallele aus einer Zeit, als die Indianer Amerika bevölkerten. Generell sprühen die Dialoge nur so vor Esprit von der ersten bis zu letzten Einstellung. Richard Shermans (Tom Ewell) Fantasien machen eben keine Pause. Doch die gehaltvolle und gekonnt vorgetragene Komik wird durch weitere Merkmale gekennzeichnet: • Zunächst sind die beiden Hauptfiguren ein extrem kontrastreiches Pärchen, das von sich aus nichts als Heiterkeit verbreite kann: der namenlose Vamp (hier nur ‘das Mädchen‘ genannt) und der spießige Pantoffelheld Richard. • Die maßlosen Übertreibungen machohafter Männerfantasien, wenn Richards Einbildungen fröhliche Urstätt feiern, werden herrlich in Szene gesetzt. Wobei die Diskrepanz zwischen Selbsteinschätzung und der Realität einfach urkomisch ist. Alle Vorsätze werden gnadenlos gebrochen, alle Skrupel weggewischt. • Durch die vorbereitende Vorausschau werden lustige Szenen zu Spitzenknallern z.B. Richards Ehefrau im Heu oder wenn sie ihn auf der himmlischen Treppe zum Apartment darüber erschießt. • Filmzitate sind ein guter Joke z.B. sagt am Strand die Blondine zu Richard ‘Ich bin verdammt in alle Ewigkeit.‘ Der klassische Aufbau in drei Teile: ein erster großer Geniestreich: das Kennenlernen, dann ein zweites Setting in Richard Büro und der legendäre Spaziergang, gefolgt von einer dritten Phase zum Downchillen, in der beide ein Selbstgespräch führen: sie redet vom Ventilator, er von der Psychoanalyse. Und als retardierende Elemente agieren Mr. Kruhulik (Robert Strauss), der Hausmeister, sowie Victor Moore der Klempner. Das Qualitätssahnehäubchen gibt’s am Ende, wenn Marilyn von den netten Männern schwärmt, die nicht durch die Arena ‘tigern‘. So welche halt wie Richard und er bekommt einen Rat für seine Frau mit auf den Weg: ein Kuss! Immer wieder genial großartig mit unvergesslicher Spitzenkomik!
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Fr, 24.03.2017
TV | Eine Dame in Paris
Die Estin3 Sterne
Eigentlich passiert in diesem Film so gut wie nichts. Oberflächliche Zuschauer oder Nostalgiker werden sich an der Leinwandikone Jeanne Moreau ergötzen, die mit über 80 noch recht munter durch die Wohnung und ins Café schlendert. Wer Lust hat tiefer zu schürfen stößt auf eine Menge Fragen, die sich die drei Figuren Frida, besagte Dame (Jeanne Moreau), ihre estnische Pflegerin Anne (Laine Mägi) und Fridas viel jüngerer Exlover Stéphane (Patrick Pineau) wie Bälle bei einem Gesellschaftsspiel zuwerfen. Das kann man hier durchaus machen, denn man versäumt ja nichts. Es geht um Nähe oder Distanz, um das Zulassen oder das Ablehnen von Emotionen. Letztlich sogar um die nicht seltene Frage ‘Kann man seinem Gegenüber ganz unbefangen gegenübertreten oder schleppt jeder den Rattenschwanz der Erinnerungen weiterhin mit sich rum. Hierzu gehören die Mitglieder des estnischen Chores in Paris, die Anne hinter Fridas Rücken zum Tee eingeladen hat. Das endet in einem Rausschmiss der Gäste, weil irgendetwas in der Vergangenheit passiert sein muss, was alle verärgert. Das ist auch schon der Höhepunkt der Action. Frida liegt mit Stéphane auf dem Bett, knöpft sein Hemd auf und legt ihre Hand auf seine Brust – ein zweites Highlight. Obwohl Frida immer noch Stéphane will, er umgekehrt weniger und Anne eigentlich keinen will, nur in Paris zu sein genügt ihr, finden sich alle drei am Ende wieder in Fridas Wohnung ein. Alles auf Anfang. Na ja!? Gut, dass wir drüber geredet haben.
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Fr, 24.03.2017
Kino | Moonlight
Oscar im Mondlicht4 Sterne
Ein sensibles Portrait eines Außenseiters, der in einer machohaften Umgebung bereits in der Schule gemoppt wird, weil er anders ist, von schmächtiger Statur und schwul. In drei Kapiteln wird ein Großteil des Lebens von Chiron (Ashton Sanders, Alex R. Hibbert, Trevante Rhodes) beschrieben: Vater auf und davon, Mutter (eindrucksvoll Naomie Harris ist ein Junkie) und nur der Drogenboss der Gegend Juan (Mahershalla Ali) nimmt sich seiner an. Aus der durchgängig dichten Atmo ragen wegen ihrer darstellerischen Brisanz besonders drei Szenen heraus: als Chirons Freund Kevin (André Holland) ihn am Strand ‘berührt‘, was ihn zeitlebens geprägt hat, dann Chirons Gespräch mit seiner Mutter, die einen Entzug macht und schließlich der Besuch Chirons nach Jahren bei Kevin. Die letzte Einstellung lässt es offen, was da zwischen den beiden Männern läuft. Überhaupt bleibt die Kamera auch schon vorher diskret auf Distanz. Der homoerotische Aspekt ist zwar latent vorhanden, bleibt aber letztendlich marginal. Entscheidend ist, was aus Chiron und Kevin geworden ist: der eine tritt in die Fußstapfen seines Ersatzvaters. Ein Muskelprotz mit Goldkette und goldene Grills im Mund. Der andere hat eine Tochter und arbeitet als Koch. Zwei Optionen, die belegen, dass es fifty-fifty steht, was du aus deinem Leben machst, egal welche Hautfarbe du hast. Das ist genau das Verhältnis zwischen Nature und Nurture sagt die Wissenschaft. Das Original meint ‘Im Mondlicht sehen die farbigen Jungs blau aus‘. Zu Recht oscarprämiert.
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Do, 23.03.2017
TV | Das Streben nach Glück
Vater & Sohn2 Sterne
Amerikanische Erfolgsgeschichte wie aus dem Bilderbuch. Kennzeichen sind Hast und Hektik. Vater Will Smith rennt den halben Film hindurch, manchmal hat er seinen kleinen Sohn Christopher (in echt sein eigener Sohn Jaden!) an der Hand. Und es geht immer weiter bergab und alle warten auf den latent angelegten Aufstieg, denn mit Losern haben es die Amis ja nicht so. Ohne Job, ohne Frau ohne Wohnung etc. Und da kommt einem dann der Titel aus der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung als Aufhänger gerade recht. Beim alten ‘Wolfgang von‘ hieß es noch ‘wer immer strebend sich bemüht…‘. Hier erfahren wir nur ganz am Ende in zwei lapidaren Sätzen, dass Will Smith, der Darsteller des Chris Gardner, Millionär geworden ist. Mit eigener Firma und so. Zuvor wurden wir schon gewarnt: Volle Straße in der Totalen, Menschenmassen und das unterlegt mit einer melodischen Version von ‘Bridge over Troubled Water‘, das wir von Simon & Garfunkel kennen. Eine typisches Produkt der Hollywood Studios. Das verdeutlichen auch die vielen Preise in Amerika. Hier ist es höchstens was fürs Seniorenstift mit Enkelimpuls. Zu lang, zu langweilig, und zu vorhersehbar. Mit zusätzlichem, kurzen Druck auf die Tränendrüse. Zu was die Unabhängigkeitserklärung nicht alles herhalten muss?! K.V.
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Mi, 22.03.2017
TV | Maos letzter Tänzer
Ich tanze also bin ich4 Sterne
Der große Bruce Beresford hat sich hier das Ballett vorgenommen und einen authentischen Stoff verfilmt. Eindringlich und sensibel zeigt er die Herkunft des talentierten chinesischen Tänzers Li Cunxin (Chi Chao), seine harte Ausbildung und die Schulbildung in der Post-Mao Phase. Da wird schon mal auf den ‘Langen Marsch‘ hingewiesen und es ist von der ‘Vierer Bande‘ die Rede. Es ist nicht nur ein Film für Ballett-Fans, denn das Drehbuch räumt den persönlichen Problemen der Titelfigur breiten Raum ein. Das Reich der Mitte öffnete sich ganz behutsam dem dekadenten Westen. Eine Folge der Ping-Pong-Diplomatie Nixons in den 70er Jahren. Das Ausnahmetalent Li kommt zum Kulturaustausch nach Amerika. Er verliebt sich in Liz (Amanda Schull). In seinen Erfolg auf der Bühne mischt sich Heimweh. Der berufliche Erfolg kontrastiert mit persönlichem Leid. Immer wieder werden tolle Tanzszenen eingeblendet, aber immer nur so lang, dass sie den Nicht-Ballett-Fan nicht abschreckt. Gelegentlich passen sie sogar zur dramatischen Handlung. Daheim werden sein Eltern drangsaliert. Der Druck der Partei vor Ort wächst. Die Schlüsselszene findet in der chinesischen Botschaft in den USA statt: hier stellt sich die Frage: ‘Zurück in die Unfreiheit?‘ oder bleiben und ‘Asyl‘ beantragen oder eine ‘Amerikanerin heiraten‘? Daran hat sich auch bis heute nichts geändert. Die Presse bekommt Wind von der Sache, Geiselnahme steht im Raum. Es geht bis in die Staatsspitze hier der US Vizepräsident, da Deng Xiaoping, der freundliche, stets lächelnde kleine große Reformer, der mit für das politische Tauwetter verantwortlich war. Lis Eltern dürfen zu einer Aufführung kommen, Li darf nach China. Ein Leben zwischen patriotischer Pflicht, emotionaler Bindung und künstlerischer Neigung. Gute Unterhaltung, sensibel und profund.
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Di, 21.03.2017
TV | Die Hölle von Algier
Der Fahnenflüchtige4 Sterne
Wegen der Problematik ist das ein zeitloser Reißer, wegen der Spannung kann man sich ihn immer noch anschauen. Es werden viel Härte und am Ende ganz viel Emotionen miteinander gemischt. Und zwei Superstars der 60er Jahre Alain Delon (Thomas) und Leo Massari (Dominique) geben ihr Bestes. Vor allem der Schluss ist gekonnt und überrascht. Die durchgängig dichte Atmo ist spannungsbildend. Der Algerienkrieg bildet den Hintergrund des Films und ist wahrscheinlich der Grund, warum der Film in Frankreich nicht besonders gut ankam. Bei einer Entführung kommt es bei Thomas, dem Deserteur, zum Stockholm-Syndrom: er verliebt sich in die entführte Anwältin Dominique und erschießt seine Kameraden. Dominique ist mit Pierre (Maurice Garrel) verheiratet, der ihr hilft. Das Spannungsdreieck Thomas, Dominique und Pierre hält die Spannung in der Schwebe und die sich ständig ändernden Machtverhältnisse. Alle drei leiden in der Situation, der sie nicht entkommen können, weil Thomas die Fäden in der Hand hält, obwohl er schwer verletzt ist. Er ist Luxemburger und will nach Hause, wo seine kleine Tochter lebt. Pierre fährt ihn bis zur Grenze. Dominique entscheidet sich für Thomas. Doch der geht allein in sein Haus, sieht seine kleine Tochter, Dominique ruft seinen Namen… Das Ende ist ein ‘dramatischer Vorhang‘. Kurz und überraschend kochen Emotionen hoch. Aus! Kein Happy End bei diesem übertriebenen deutschen Titel. Diese Hölle ist überall. Und auch Gangster haben ein weiches Herz, das ihnen zum Verhängnis werden kann.
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Di, 21.03.2017
Kino | The Salesman
Der Handlungsreisende5 Sterne
Wenn es nur um die neue Wohnung gegangen wäre, in die Emad (Shahab Hosseini) und seine Frau Rana (Taraneh Alidoosti) umziehen mussten, weil ihr alte einsturzgefährdet war, so wäre das bereits ein guter Film geworden. Hinzukommen aber noch weitere Aspekte, die die Genialität des Regisseurs und Drehbuchautors Asghar Farhadi dokumentieren. So wird das Leben der Protagonisten verknüpft mit ihrer Arbeit in einer Theatergruppe, die Arthur Millers titelgebendes Stück aufführen. Da gibt es bis zum Ende jede Menge unaufdringliche Parallelen. Darüber hinaus wird ein Sozialkrimi mit eingeflochten, der durch subtile Indizien im Verlauf erklärt wird. (z.B. Geld im Regal, ein Männerslip am Boden etc.). Die Vormieterin war eine Nutte, deren Kunden nichts von ihrem Auszug wussten. Rana erwartet Emad, lässt die Wohnungstür offen und geht unter die Dusche…Man sieht nur die Folgen des Unglücks. Wie Emad den Übeltäter ermittelt und was sich in der Folgezeit zwischen den Eheleuten abspielt, ist ganz großes Kino. Rana ist innerlich und äußerlich gezeichnet. Und das ganze gipfelt in einem Schuld und Sühnedrama, wie es klassischer nicht sein könnte. Und als Emad den herzkranken Alten überführt hat, muss zwischen Rana und ihm noch ausgekartelt werden, wie sie weiterhin verfahren sollen. Mitleid kommt auf. Frau und Kinder des Alten kommen und umsorgen ihn helfend. Ist Rache gerechtfertigt? Wenn ja in welchem Umfang? Kann das wirklich Genugtuung verschaffen? Die menschliche Tragik geht unter die Haut. Der Film ist hoch emotional und intellektuell anspruchsvoll. Dabei enthält er thrillende Krimielemente und viele gute Regieeinfälle. Ein Glücksfall für das Kino.

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Di, 09.07.2024 von frge

TV | Rentnercops
Gut gemacht5 Sterne

Gut gemacht. Die Alten Serien sind noch besser als die neueren. Gute Schauspieler.

Sa, 08.06.2024 von rüdiger.baehrens

TV | Ein starkes Team
Ein Leben nach dem Tod0 Sterne

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Mi, 14.02.2024 von amd2064

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Lost in Translation5 Sterne

Schöner Film ! Regt zum nachdenken an ! Sind sicher einige in gleicher Lage

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Lausitz von oben0 Sterne

Wer sich für die Lausitz von oben im wahrsten Sinne des Wortes interessiert, findet hier absolut ...

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