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Di, 20.08.2019
Kino | Once Upon a Time ... in Hollywood OV
Wenn Loser zu Siegertypen werden4 Sterne
Quentin Tarantino hat ein ironisches Gesellschaftsbild der Schickimicki Welt in Hollywood gemacht und kleidete es wohl bewusst in die Form eines Märchens (siehe Titel), in dessen Mittelpunkt Rick Dalton! (Leonardo Di Caprio) und Cliff (Brad Pitt) stehen. Beide machen einen herausragend überzeugenden Job. Szenen aus gerade gedrehten Filmen wechseln mit Ausschnitten aus dem Privatleben der Stars. Rick vertritt die Schauspielkollegen und ist auf dem absteigenden Ast. Er bringt mit seinem Auftritt in einem Western sogar echte Emotionen ins Spiel. Sein Kumpel Cliff ist als Stuntman und Faktotum von Rick eher von der Hau-Drauf-Fraktion. Tarantino benutzt sowohl Dialogwitz (‘Das kann dauern… bis der Papst evangelisch wird‘) als auch Situationskomik, wenn Cliff (Brad Pitt) z.B. die junge, frühreife Anhalterin Pussycat (Margaret Qualley) mitnimmt, die ihm anbietet im Auto einen zu blasen oder wenn Rick die Margeritas direkt aus dem Mixer säuft. Lange Zeit hat Cliff ein verschmitztes, jungenhaftes Grinsen im Gesicht, das wohl Tarantinos Einstellung zum Film wiederspiegeln könnte. Und er hat sich damit im Milieu nicht nur Freunde gemacht. Manche Stars gibt er sogar der Lächerlichkeit preis, wie z.B. Bruce Lee (Mike Moh) mit seinen Quiek Lauten vor einem Angriff oder Sharon Tate (Margot Robbie), die in ihrer ganzen unbedarften Selbstverliebtheit nur in Filme geht, in denen sie selber mitgespielt hat. Gelungene Szenen wechseln sich mit misslungenen ab. Bevor alles auf den Gipfel des Films zusteuert. Man kennt alle Beteiligten, die Manson Bande bricht zum Killen der Piggies auf. Ob aus Versehen oder Absicht bleibt offen. Statt an Sharon Tate geraten sie an Cliff und seinen Pitbull, der mit der Bande Schlitten fährt. Rick erledigt den Rest mit dem Flammenwerfer. Dieses Finale ist ein für Tarantino typisches Massaker – eine Anhäufung von Brutalitäten, was vor allem das jüngere Publikum mit johlendem Applaus quittiert. Unterm Strich gibt es hier Licht und Schatten.
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So, 18.08.2019
Kino | Der Mann aus Marmor
Der unbrauchbare Held4 Sterne
Als die Produktion im sozialistischen System in den 50er Jahren klemmte, verfiel die Parteiführung im Polen auf die Idee die Vorbildfunktion eines Helden der Arbeit ins Leben zu rufen. Weil man vor allem Häuser brauchte, wurde ein Maurer, der besondere Fähigkeiten in Bezug aufs Arbeitstempo hatte ausgezeichnet: Matheusz Birkut (Jerzy Radziwiłowicz) ist der Held. Zwanzig Jahre später will Agnieszka (Krystyna Janda) eine junge Studentin der Filmakademie, einen Film über den jungen Mann drehen. Altmeister Andrzej Wajda hat zwei Filme über dieses Thema gemacht mit pragmatischen Titeln, die irgendwie zusammengehören, und obwohl er sich ideologisch sehr zurückgehalten hat, kam der Film in Polen nicht durch die Zensur. Die Schwierigkeit in Polen zu recherchieren läuft parallel zu den dokumentarischen Spielszenen aus dem Leben des Matheusz Birkut. Als sich der Held der Arbeit kritisch zum System äußert verliert er alles: seine Promi Wohnung, seine Bilder werden entfernt, seine Frau sagt sich von ihm los. Die damals üblichen Schauprozesse, bringen ihn ins Gefängnis. Agnieszka wird der Film und die Kamera weggenommen. Sie arbeitet weiter. Ihre Recherchen führen sie zu Birkuts Frau und sogar zu seinem Sohn. Die Frau ist Alkoholikerin, der Sohn redet mit der Studentin. Hauptdarsteller Jerzy Radziwiłowicz spielt auch den Sohn. Ein fast offenes Ende, das den alten Sponti Spruch beherzigt: ‘Der Weg ist das Ziel.‘ Die Marmorstatue von Matheusz Birkut kommt in die Asservatenkammer der politischen Symbole. (2. Teil ‘Der Mann aus Eisen‘).
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Fr, 16.08.2019
Kino | Wie in alten Zeiten
Diamantenraub3 Sterne
Ein gut aufgelegtes Promi–Quartett agiert recht locker in dieser Komödie. Sie versprühen auch etwas Charme und Witz und bieten leichte Unterhaltung. Pierce Brosnan und Emma Thompson als Ex-Ehepaar holen sich ihre Investitionen von einer ‘Heuschrecke‘ zurück. Dazu reisen sie nach Paris und zur Hochzeit der Heuschrecke. Ihre Freunde Celia-CalenderGirl-Imrie und ihr Mann Timothy Spall helfen ihnen dabei. Weit weg von einem Krimi gibt es nette Gags. bei der Verfolgungsjagd wechseln z. B Fahrer und Beifahrer innerhalb des Kleinwagens die Plätze. Der Coup läuft glatter als die Polizei erlaubt. Die ungeliebte Braut hilft kräftig mit beim Gelingen des Diebstahls des Riesendiamanten. In dem Maße, in dem sich Pierce und Emma näherkommen, ist alles klar und der Rest Witz ist auch gleich weg. Das bisschen Turbulenz auf der Klippe, auf der das Auto steht, in dem Emma und Pierce sitzen, bringts auch nicht. Wenn schon nur wenige Lacher, dann kann man nur chillen. Pierce und Emma haben mehr Spaß an ihrem Job als die Zuschauer. Ein Dreisatz bleibt hängen, den die Akteure mehrmals wiederholen, wenn sie die Vorschläge des Partners überdenken und beurteilen: ‘Bescheuert – Doof – aber Brilliant!‘ Das passt irgendwie zum ganzen Film. Das Beste ist noch der Titelsong von Status Quo ‘Whatever you want.‘ Das ergibt einen durchaus schwungvollen Start, der dann wie die Welle am Strand verebbt.
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Do, 15.08.2019
TV | Weichen des Lebens
Berge mögen sich trennen, wir nicht4 Sterne
Die Ausgangssituation ist schon gefühlte hundert Mal erzählt worden. Neu ist die ungewöhnliche Dreiteilung über 26 Jahre (die sich von der Vergangenheit bis in die Zukunft erstrecken) und die Beobachtung der sich ändernden Familienverhältnisse dabei. Eine Frau, Shen Tao (Tao Zhao), zwischen zwei Männern: dem Minenarbeiter Liang (Jing Dong Liang) und dem Manager Zhang Jinseng (Yi Zhang). Der eine reich, der andere krank. Tao heiratet den Falschen. Liang heiratet eine ungeliebte Frau. Beide haben jeweils ein Kind. Tao finanziert Liangs Operation und betreibt eine Tanke. Der geschiedene Vater ist mit dem kleinen Sohn, Dollar, nach Australien ausgewandert. Als der zu Besuch bei seiner leiblichen Mutter ist, merken beide, dass sie sich fremd sind. Im letzten Teil wird sich Dollar vom Vater trennen. Auf der Suche nach einer Mutter verliebt sich Dollar in seine Sprachenlehrerin Mia (Sylvia Chang), quasi ein Macron-Effekt. Mias Mutter lebt in Toronto, Dollars Mutter in Shanghai. Sowohl Dollar als auch Mia merken, wenn sie ihre Lage ernsthaft und distanziert überdenken, dass der Altersunterschied zu groß ist. Sie trennen sich. Wo sie hinfliegen bleibt offen. Vielleicht fliegt Mia nach Toronto zu ihrer Mutter und Dollar nach Shanghai zu Shen Tao. Eine Einstellung deutet an, dass Tao die Ankunft ihres Sohnes spürt. Daraufhin tanzt sie wie in der Eingangspassage zu ‘Go West‘ von den Pet Shop Boys. Trotz halb offenem Ende berührt einen der Film durchaus. Und wenn man dann noch über den englischen Originaltitel nachdenkt, geht das Herz auf: ‘Mountains May Depart…‘ soll heißen ‘ Berge mögen sich trennen, wir nicht.‘ Enger kann man eine Mutter-Kind-Beziehung verbal nicht knüpfen. Warum der deutsche Verleiher sich als ‘Weichensteller‘ versteht, weiß der Himmel.
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Mo, 12.08.2019
Kino | Wilde Pferde
Frauen und Pferde4 Sterne
Der unterhaltsame Western von Altmeister John Sturges (u.a. ‘Alte Mann und das Meer‘ oder ‘Die glorreichen Sieben‘) besticht durch drei Dinge. Anfangs ist es ein netter Familienfilm aus der Ecke Fury bzw. Black Beauty.: Einsamer Pferdezüchter beschäftigt Jamie (Vincent Van Patten), einen jungen Burschen und bringt ihm alles über die stolzen Vierbeiner bei. Doch nachdem Chino (Charles Bronson) zum ersten Mal seine Fäuste gegen gleich vier Angreifer gebrauchen muss, westert es gewaltig. Hinzu kommt die Liebe. Hier spielt die echte Ehefrau von Bronson, Gill Ireland, seine Geliebte Catherine. Hier werden Absichten durch eine echte freudsche Fehlleistung verdeutlicht. Der einzige zu dick aufgetragene Knackpunkt des Films, wenn Chino und Catherine Hengst und Stute beim Decken zuschauen und anschließend selber über einander herfallen. Die Spannung steigt als Catherines reicher Bruder Maral (Marcel Bozzuffi, der eigentlich im Gangstermilieu zu Hause ist) Chino mit dem Tode bedroht, wenn er seine Schwester wiedersieht oder gar heiraten will. Und zum Schluss springt Charles Bronson im wahrsten Sinne des Wortes über seinen Schatten. Maral ließ ihn auspeitschen und tötet sein Lieblingsfohlen, Aber Chino sieht nicht Rot. Er reagiert ganz im Gegensatz zu seinen sonstigen Leinwandheldentaten friedlich. Er verabschiedet sich von Jamie. Ohne Rache zu nehmen, ohne seine Freunde, die Indianer um Hilfe zu bitten, steckt er seine Ranch in Brand und reitet davon. Der Zuschauer traut seinen Augen kaum. So gesehen ein Ausnahme-Western.
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So, 11.08.2019
Kino | Das Messer im Wasser
Ein Dreier und ein Boot4 Sterne
Polanskis erster Spielfilm (1962) und was für eine Perle. Drei Personen auf einem Segelboot: ein Ehepaar Andrzej (Leon Niemczyk) und Krystyna (Yolanta Umecka), die sich nichts mehr zu sagen haben, laden den trampenden Studenten (Zygmunt Malanowicz) zu einem Segeltörn ein. Ein Dreiecksverhältnis auf dem Wasser entwickelt sich. Die Männer führen die üblichen Hahnenkämpfe aus, um herauszufinden, wer der Stärkere bzw. der Mutigere ist. Der Ältere fungiert als Kapitän an Bord und schikaniert den Jüngeren. Krystyna schweigt lange, bis es endlich aus ihr herausplatzt. Der Student gibt vor nicht schwimmen zu können und bei einer Auseinandersetzung mit Andrzej geht er über Bord. Krystyna macht ihrem Mann Vorwürfe, ihn nicht retten zu wollen. Nahe beim Boot ist eine Boje verankert. Um die herum gibt es zwei handfeste Überraschungen. Hat der Student mit seiner nichtvorhandenen Schwimmkunst etwa geflunkert? Ist der Alte beim Rettungsversuch ertrunken? Krystyna hat in jedem Fall die besseren Karten. Es ist außerdem noch eine Dokumentation der polnischen Gesellschaft: Das Ehepaar steht stellvertretend für die arrivierten Spießer, der Student verkörpert die rebellische Jugend. Das vordergründige Psychoduell verdeutlicht den Generationenkonflikt. Und Polanski lässt es am Ende offen, ob der Kapitän, der nicht alles mitbekommen hat, einfach nach Hause fährt und zur Tagesordnung übergeht oder zur Polizei fährt um Meldung zu machen. Minimalistisch gut, Spannung mit einfachsten Mitteln. Polanski beweist hier bereits seine Extra Klasse. Und der Titel passt zum Film wie die Hand in den Handschuh.

Neueste Bewertungen

Di, 09.07.2024 von frge

TV | Rentnercops
Gut gemacht5 Sterne

Gut gemacht. Die Alten Serien sind noch besser als die neueren. Gute Schauspieler.

Sa, 08.06.2024 von rüdiger.baehrens

TV | Ein starkes Team
Ein Leben nach dem Tod0 Sterne

Toll, daß in der Liste der Darsteller auch Maja Maranow 2024 aufgeführt wird, die ja 2016 leider ... mehr

Mi, 14.02.2024 von amd2064

TV | Lost In Translation
Lost in Translation5 Sterne

Schöner Film ! Regt zum nachdenken an ! Sind sicher einige in gleicher Lage

So, 06.08.2023 von WoWie

TV | Die Lausitz von oben
Lausitz von oben0 Sterne

Wer sich für die Lausitz von oben im wahrsten Sinne des Wortes interessiert, findet hier absolut ...

Di, 31.01.2023 von DanielAK

TV | Law & Order: Special Victims Unit
Tolle Geschichten, grossartige Schauspieler5 Sterne

Die Geschichten sind toll erzählt, berührend, glaubhaft, spannend, emotional. Die Schauspieler ... mehr

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